[858] Eperjes (Eperies, spr. épperjesch), Stadt mit geordnetem Magistrat, Sitz des ungar. Komitats Sáros, an einem Zweige der Kaschau-Oderberger Bahn und der Bahn E.-Bartfeld, an der Tarcza, hat 6 Kirchen (darunter die spätgotische Pfarrkirche), ein Prämonstratenser- u. ein Franziskanerkloster, Synagoge, ansehnliche Gebäude (bischöfliches Palais, Komitats-, Kapitel-, Stadthaus, Gymnasium, Kollegium, Theater, Kaserne etc.) und (1901) 14,447 slowakische, magyarische und deutsche (meist römisch-katholische) Einwohner, die Leinwand, Tuch, Flanell, Kotzen etc. verfertigen und bedeutenden Handel treiben. E. ist Sitz eines griechisch-kath. Bistums mit Domkapitel sowie eines Gerichtshofs und einer Finanzdirektion, hat ein evangelisches Kollegium mit Rechtsakademie, Obergymnasium, Seminar und Bibliothek (über 30,000 Bände), ferner ein kath. Gymnasium, eine Stefanie-Mädchenerziehungsanstalt, drei Geldinstitute und einen Kalvarienberg mit sehr schöner Aussicht. In der Nähe liegen Schloßruinen, die königlichen Salzsudwerke von Sóvár und das zu E. gehörige Bad Czeméte (s. d.). E. (eper, magyar. »Erdbeere«) ist als deutsche Kolonie des 13. Jahrh. anzusehen. 1312 wurde sie befestigt, 1347 wurden seine freistädtischen Rechte bestätigt und 1374 und 1514 vermehrt. Im Laufe der Zeit hatte die Stadt durch Krieg, Pest und andre Unglücksfälle sowie durch Religionsverfolgungen viel zu leiden. 1441 ward sie von den Polen verbrannt und 1604 von Bocskay erobert, aber von dem kaiserlichen General Georg Basta nach kurzer Zeit wiedergenommen. 1633 wurde hier der Friede zwischen dem Palatin Esterházy und Georg Rákóczy I. geschlossen. Nach vielen Wechselfällen ward die Stadt 1644 von Rákóczy, 1670 von den Kaiserlichen und 1672 wieder von den Insurgenten genommen. Im folgenden Jahr wurden die Festungswerke zerstört und E. seiner Privilegien beraubt. Nachdem es die Insurgenten 1682 abermals erobert hatten, ließen sie es 1684 neu befestigen, wurden aber von den Kaiserlichen unter General Schulz hier 18. Sept. 1684 geschlagen. Dennoch kapitulierte die Stadt erst ein Jahr später (11. Sept. 1685). 1687 setzte daselbst der kaiserliche General Caraffa das berüchtigte Eperjeser Blutgericht gegen die Insurgenten ein, das viele der angesehensten protestantischen Bewohner zum Tode verurteilte. 1887 verwüstete ein großer Brand zwei Drittel der Stadt.