Schulz

[74] Schulz, 1) Johann Abraham Peter, Komponist, geb. 31. März 1747 in Lüneburg, gest. 10. Juni 1800 in Schwedt, studierte die Komposition unter Kirnberger in Berlin, war mehrere Jahre Privatmusiklehrer in Polen, 1773 wieder in Berlin, 1776–1778 daselbst Musikdirektor am französischen Theater, 1780–87 Kapellmeister des Prinzen Heinrich von Preußen in Rheinsberg und 1787–94 Hofkapellmeister in Kopenhagen. 1795 übernahm er die Musikdirektorstelle der Sekondaschen Operntruppe; die letzten Jahre lebte er zurückgezogen in Rheinsberg und Schwedt. S. wußte in seinen Liedern den Volkston so glücklich zu treffen, daß mehrere derselben sich bis zur Gegenwart im Volksmund erhalten haben, wie z. B. »Am Rhein, am Rhein«, »Seht den Himmel wie heiter«, »Des Jahres letzte Stunde« u. a. Auch seine Oratorien, Chöre, Gesänge aus Racines »Athalie« (1785) gehören zu den hervorragenden Arbeiten seiner Zeit, und seine Opern (»Minona«, 1786; »Aline«, 1789, u. a.) war seinerzeit sehr angesehen. Als Theoretiker bewährte er sich in den von ihm für Sulzers »Theorie der schönen Künste« bearbeiteten musikalischen Artikeln (S bis Z) sowie in der Ausarbeitung von Kirnbergers »Wahre Grundsätze zum Gebrauch der Harmonie« (1773).

2) David, prot. Theolog, geb. 29. Nov. 1779 zu Pürben bei Freistadt in Niederschlesien, gest. 17. Febr. 1854 in Breslau, wurde 1806 Privatdozent in Halle, 1807 in Leipzig, 1809 in Halle außerordentlicher und im gleichen Jahre ordentlicher Professor in Frankfurt a. O., von wo er 1811 mit der Universität nach Breslau übersiedelte. 1819–45 war er Mitglied des Konsistoriums in Schlesien, bis er dieser Stelle wegen seiner rationalistischen Richtung enthoben ward. Von seinen Schriften sind zu nennen: »Der Brief an die Hebräer« (Berl. 1818); »Die christliche Lehre vom heiligen Abendmahl nach dem Grundtext des Neuen Testaments« (Leipz. 1824, 2. Aufl. 1831); »Die christliche Lehre vom Glauben« (das. 1834).

3) Albert, bekannt durch seine unter dem Namen San Marte veröffentlichten Arbeiten über die Literatur des Mittelalters, geb. 18. Mai 1802 in Schwedt, gest. 3. Juni 1893 in Magdeburg, wirkte seit 1843 als Regierungsrat im Provinzialschulkollegium zu Magdeburg und hat sich besonders um die Erforschung des Sagenkreises von Artur und der Tafelrunde verdient gemacht. Neben Übertragungen mehrerer älterer deutscher Literaturwerke in das Neuhochdeutsche, wie namentlich des »Parzival« (in »Leben und Dichten Wolframs von Eschenbach«, Magdeb. 1836–41, 2 Bde.; 3. Aufl., Halle 1886), sind von seinen Arbeiten hervorzuheben: »Die Artursage und die Märchen des Roten Buches von Hergest« (Quedlinburg 1842); »Nennius und Gildas« (Berl. 1841); »Beiträge zur bretonischen und keltisch-germanischen Heldensage« (Quedlinb. 1847); »Die Sagen von Merlin« (Halle 1852); »Walter von Aquitanien« (Magdeb. 1853); »Gottfrieds von Monmouth Historia regum Britanniae« (Halle 1854); »Parzivalstudien« (das. 1860–62, 3 Hefte); »Reimregister zu den Werken Wolframs von Eschenbach« (Quedlinb. 1867); »Zur Waffenkunde des ältern deutschen Mittelalters« (das. 1867); »Über Wolframs von Eschenbach Rittergedicht [74] Wilhelm von Orange und sein Verhältnis zu den altfranzösischen Dichtungen gleichen Inhalts« (das. 1871); »Rückblicke auf Dichtungen und Sagen des deutschen Mittelalters« (das. 1872). Außerdem schrieb er: »Die polnische Königssage« (Berl. 1848). »Polens Vorzeit in Dichtung und Wahrheit« (Bromb. 1859) und gab eine deutsche Bearbeitung von Th. Stephens' »Geschichte der welschen Literatur« (Quedlinb. 1864) heraus.

4) Moritz, Bildhauer, geb. 4. Nov. 1825 zu Leobschütz in Schlesien, gest. 17. Dez. 1904 in Berlin, bezog die Akademie in Berlin, arbeitete unter Drake und erlangte 1853 den Preis für Rom, wo er sich von 1854–70 weiterbildete und zahlreiche Werke aus dem Kreise der antiken Mythologie und der Allegorie schuf. Nach Berlin zurückgekehrt, führte er unter anderm für den Sockel der Siegessäule das Relief mit der Begegnung des Königs und des Kronprinzen auf dem Schlachtfelde von Königgrätz und für die Außenseite der Nationalgalerie eine Anzahl von Bildwerken aus, unter denen der Fries in der Vorhalle, der den Entwickelungsgang der deutschen Kunst in ihren Hauptvertretern darstellt, hervorzuheben ist.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 74-75.
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