Erdflöhe

[2] Erdflöhe (Blattflöhe), kleine Käfer aus der Familie der Blattkäfer (Chrysomelidae), die mit Hilfe verdickter Hinterschenkel weit springen, im Sonnenschein auch lebhaft fliegen, aber nur langsam kriechen. Sie leben meist gesellig, zerstören durch Abfressen der Keimblätter und zarten Erstlinge oft ganze Saaten (wobei sie die Blätter durchlöchern), während stärkere Pflanzen ihren Angriffen leichter widerstehen. Trockne, warme Jahre begünstigen ihre Entwickelung ungemein. Von den etwa 100 deutschen Arten sind manche auf nur eine Pflanze angewiesen, andre aber sind keine Kostverächter. Alles, was die schnelle Entwickelung der aufkeimenden Gewächse befördert, kann als Schutzmittel gegen E. dienen, die auch beschattetes und feuchtes Erdreich möglichst meiden; man entferne alles Laub, Kraut etc., unter dem die Käfer zu überwintern pflegen. Als Gegenmittel dienen wiederholtes Begießen mit Wermutabkochung, Bestreuen der nassen Pflanzen mit einer Mischung von 1 Guano, 1 Gips, 4 Holzasche, die mit Wermutabkochung getränkt wurde, Bestreuen der Beete, auf denen die Samen eben keimen, mit trocknem, zerriebenem Hühner-, Tauben-, Pferdemist oder Steinkohlenasche, Wegfangen der Käfer mit dem Hamen oder mit einem mit Leinölleim überzogenen Brett sehr früh am Tag oder abends. Der Rapserdfloh (Psylliodes chrysocephalus L., s. Tafel »Landwirtschaftliche Schädlinge I«, Fig. 9), 4 mm lang, ist glänzend schwarzblau oder schwarzgrün, auf den Flügeldecken deutlich punktstreifig, am Kopf und an den Beinen rötlich gelbbraun, durchlöchert von Mitte Mai bis zum Spätherbst die Blätter oder benagt die noch weichen Häute der Früchte und legt seine Eier in die Blattwinkel der Ölsaaten, Kohlarten und Levkojen etc. Die etwa 6 mm lange, schmutzigweiße, sechsbeinige, braunköpfige Larve frißt sich in den Stengel, die Blattstiele oder den Wurzelstock, zerstört hier das Mark, so daß die Pflanzen umbrechen, und geht zur Verpuppung in die Erde, aus der nach vier Wochen der Käfer auskriecht. Im Spätsommer erscheint eine zweite Generation. Der gelbstreifige Erdfloh (Haltica nemorum L., s. Tafel »Landwirtschaftliche Schädlinge I«, Fig. 6 b), 2 mm lang, schwarz, grün schimmernd, mit blaßgelbem Längsstreifen auf jeder Flügeldecke, an der Fühlerwurzel und an den Beinen von den Schienen an gelblichbraun, legt seine Eier an die Blätter von Kohlarten. Die gelblichweißen, braunköpfigen Larven minieren in den Blättern gewundene Gänge, die auf der Oberfläche weißlich hervortreten, während die Käfer die Blätter durchlöchern. Die reife Larve verpuppt sich in der Erde. Die ganze Entwickelung verläuft in 40 Tagen, und es folgen sich daher mehrere Generationen, von denen die letzte als Käfer überwintert. Der Kohlerdfloh (H. oleracea L., Fig. 6 a), 4 mm lang, olivengrün, blau schillernd, oberseits sehr sein und dicht punktiert, an den Fußgliedern und Fühlern schwärzlich, lebt besonders an Kohlarten und Levkojen, Erbsen, Zuckerrüben, Gartenkresse und zerstört namentlich keimende Gemüsepflänzchen. Die braune, igelborstige, schwarzköpfige, 6 mm lange Larve frißt an verschiedenen Pflanzen (Epilobium, Oenothera, Clarkia etc.) und verpuppt[2] sich flach unter der Erde. Die letzte Generation überwintert als Käfer. Der sehr ähnliche, 5 mm lange Eichenerdfloh (H. erucae Cl.) benagt nach der Überwinterung die sich entfaltenden Eichenknospen besonders jüngerer Pflanzen, das Weibchen legt seine Eier an Eichenblätter, die von den Larven weiter skelettiert werden. Die Verpuppung erfolgt flach unter der Erde oder zwischen Rindenrissen. Wahrscheinlich entwickelt sich nur eine Generation.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 2-3.
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