Saat

[352] Saat, Ausstreuen von Samen auf oder in den durch Bearbeitung und Düngung vorbereiteten Boden. An Stelle der Samen werden auch Stammteile, Stecklinge, Knollen, Rhizome, Zwiebeln, Wurzeln etc. verwendet, um durch die Kultur gewonnene wertvolle Eigenschaften sicherer festzuhalten. Bei der Auswahl des Saatguts sind zu berücksichtigen: 1) Die Keimfähigkeit. Man verwendet nur vollkommen ausgereifte Samen zur S., um starke Keimpflanzen zu erhalten. Da aber die meisten Samen ihre Keimfähigkeit auf dem Speicher in kurzer Zeit verlieren, z. B. Getreide nach 2, Ölfrüchte nach 3, Hanf, Lein nach 4, Hülsenfrüchte nach 5 Jahren, so soll stets Same von der vorangegangenen Ernte genommen werden. Von dieser Regel ist nur dann abzuweichen, wenn der Same eines frühern Jahrganges größer und vollkommener geraten sein sollte, es muß dann aber eine entsprechend größere Saatmenge genommen werden. Vom Weizen ist zweijähriger Same vorzuziehen, weil die Steinbrandpilzsporen ihre Keimfähigkeit in zwei Jahren verlieren. Über Keimprobe s. Samenhandel. 2) Form, Größe und Gewicht der Körner. Die zur S. verwendeten Körner sollen nicht zerbrochen, die Kartoffelknollen nicht von Insekten angefressen sein. Verschrumpfte Körner (Kümmelkörner) sind unvollkommen entwickelt oder haben durch nasse Einerntung gelitten. Vollkorn ist jederzeit dem Mittel- und Hinter- oder Schmachtkorn vorzuziehen; die Gewinnung des erstern erfolgt durch die Ausscheidung mit Sortiermaschinen. Je größer das absolute Gewicht der Samen ist, um so größere Keimpflanzen können im allgemeinen von ihnen erhalten werden, und um so größere und qualitätreichere Samen sind bei der Ernte zu erwarten. Das Volumgewicht oder das Gewicht der Volumeinheit (Hektolitergewicht, kg pro hl) dient vielfach bei Getreide und andern Sämereien als Wertmesser (Qualitätspreis); es hängt vorzugsweise von der Form und Größe der Körner, weniger von der chemischen Beschaffenheit ab. Das Hektolitergewicht der Samen der einzelnen Pflanzen s. Getreidebau, Hülsenfruchtbau, Ölfruchtbau, Rüben bau. Das Hektolitergewicht für Klee beträgt in Kilogrammen und zwar für:

Tabelle

3) Färbung und Geruch der Körner. Jede Samenart hat eine eigentümliche Färbung und einen spezifischen Geruch. Abnorme Färbung deutet auf fehlerhafte Einerntung und Aufbewahrung, dumpfiger Geruch (Multrig- oder Muffigwerden) auf eine Zersetzung der Reservestoffe der Samen, bei Weizen Geruch nach faulen Fischen oder faulen Eiern auf Steinbrandpilz. 4) Echtheit der Varietät und Sorte (Rasse). Stets sind zur S. nur solche Varietäten zu wählen, die für die vorliegenden Boden- und klimatischen Verhältnisse am geeignetsten sind. 5) Reinheit. Die Saatware muß stets durch Werfen, Sieben oder durch Reinigungs- oder Sortiermaschinen von Unkraut und sonstigen fremden Beimengungen gereinigt werden. Der Wert einer Saatware wird durch den Gebrauchswert (der Keimfähigkeit der natürlichen Probe mitsamt Sand, Spreu, Unkraut u. dgl.) ausgedrückt; er wird ermittelt, wenn das Reinheitsprozent mit dem Keimfähigkeitsprozent multipliziert und durch Hundert dividiert wird. Hat z. B. ein Weizen 99,5 Reinheitsprozente und 92 Keimfähigkeitsprozente, so ist sein Gebrauchswert 91,5.

Das Saatgut wird auf dem eignen Besitze gewonnen oder durch Ankauf beschafft. Bei geringem Samenbedarf wählt man zur Samengewinnung jenen Teil der bestellten Felder aus, auf dem die Pflanzen am vollkommensten entwickelt sind, und pflegt und erntet sie mit besonderer Sorgfalt. Die erhaltenen Samenpflanzen werden am sichersten im Geströh an einem luftigen und trocknen Orte aufbewahrt. Bei stärkerm Samenbedarf ist eine geeignete Feldparzelle für den Samenbau (s. d.) besonders sorgfältig vorzubereiten und zu pflegen. Die Veredelung von Pflanzensorten und die Neubildung von Pflanzenrassen erfolgen durch die Pflanzenzüchtung (s. d. und Getreidesamenzucht). Unter ungünstigen Verhältnissen empfiehlt sich der Samenbezug aus zuverlässigen, guten Quellen von auswärts (Samenwechsel, s. d.).

Pflanzen, welche die Winterkälte vertragen, kommen, damit sie im Frühjahr um so rascher sich entwickeln, als Winterfrüchte bei dem Herbst- oder Winteranbau zur Bestellung, in der Jugend gegen die Kälte empfindliche Pflanzen dagegen als Sommerfrüchte bei dem Frühjahrs- oder Sommeranbau. Der besondere Zeitpunkt, zu dem die S. der einzelnen Pflanzen ausgeführt wird, richtet sich nach dem Eintritte der erforderlichen Wärme, nach dem Wärme- und Feuchtigkeitsbedürfnis der Keimpflanze und der wachsenden Pflanze, nach der Vorbereitung und nach dem Feuchtigkeitszustande des Feldes. Im Herbst muß die S. jedenfalls ausgeführt sein, wenn die Vegetation bei einer mittlern Tagestemperatur von 5° ihr Ende erreicht, im Frühjahr muß sie begonnen werden, wenn das Feld abgetrocknet und mindestens jene Temperatur erreicht ist. Wird im Herbste zu spät gesät, so[352] schossen die Pflanzen im nächsten Frühjahre zu frühzeitig, wird dagegen zu früh gesät, so entwickeln sich die Pflanzen vor Winter zu üppig und verfaulen leicht unter dem Schnee. Im Frühjahre zu früh gesäte Samen keimen nicht oder nur langsam und können leicht verfaulen, vermälzen und die Keimpflanzen erfrieren und werden weiterhin vom Unkraut leichter unterdrückt. Am frühesten sind Samen zu säen von Pflanzen, die viel Feuchtigkeit zum Keimen brauchen oder die eine lange Vegetationszeit besitzen. Im rauhen, feuchten Gebirgsklima, auf gebundenem Boden ist später, im milden, trocknen Klima und auf losem Boden früher zu säen. Krafft gibt folgende Übersicht der Saatzeiten:

Winternbau.

20–15° (Anfang bis Ende August): Winterraps, Inkarnatklee, Wau.

18–14° (Ende August bis Mitte September): Winterrübsen, Waid, Saffran (Wintergerste, Winterlein).

16–9° (erste Hälfte September bis Mitte Oktober): Winterroggen, Winterweizen, Winterspelz, Klee unter Wintergetreide.

Sommeranbau.

5–9° (Anfang März bis Anfang April): Sommerroggen, Sommerweizen, Sommerspelz, Sommeremmer, Hafer (Gerste), Kleearten, Serradella, Pferdebohne, Pastinake, Erbse, Linse, Wicke, Lupine, Platterbse, Linsenwicke, Kicher, Anis, Fenchel, Wau, Waid, Topinambur, Frühkartoffel, Kuhkohl, Kraut im Samenbeet.

9–12° (Anfang bis Ende April): Gerste, Zucker- und Futterrübe, Samenrübe, Kartoffel, Möhre, Kohlrabi, Zichorie, Mohn, Ölrettich, Leindotter, Sonnenblume, Lein, Senf, Sommerraps, Madie, Weberkarde, Koriander, Saflor, Spörgel, Grünmais, Kohlrübe, Kümmel, Malve.

12–18° (Anfang Mai bis erste Hälfte Juni): Hanf, Körnermais, Rispenhirse, Mohar, Mohrenhirse, Soja, Krapp, Wasserrübe, Bohne, Kürbis, Tabak, Buchweizen, Sommerrübsen.


In milden Lagen mit feuchter Herbstwitterung und auf kräftigen Feldern baut man Stoppelfrüchte in die ausgebrochene Getreidestoppel, um noch eine zweite Körnerernte oder noch häufiger Futter oder Material zur Gründüngung zu gewinnen. Stoppelfrüchte sind: A. Marktfrüchte: 1) nach Grünfutter: Körnerbuchweizen, Hirse, Körnerfrühmais, Sommererbsen; 2) nach Getreide: Rübsen, Kraut. B) Futterpflanzen: 1) nach Futter, Getreide und Raps: Stoppelrüben, verpflanzte Runkel- und Kohlrüben, Tabak, Buchweizen, Raps, Rübsen, Wintersenf, Spörgel, Mischling, Lupinen, Grünerbsen, Grünwicken, Hirse, Grünmais; 2) nach einem Kleeschnitt: Lein, Futter. C) Gründüngungspflanzen: Lupinen, Serradella, Erbsen, Wicken, Raps, Buchweizen etc. Die Erträge der Stoppelfrüchte werden wesentlich durch Anwendung von Jauche, Guano, Blutdünger etc. gesichert und erhöht. Selten ist der Vorbau nach Getreide und vor einer Futterpflanze oder im Juni zu verpflanzender Frucht auszuführen mit Grünroggen, Inkarnatklee, Winterwicken, Wintererbsen, weißem Senf, Grünspörgel.

Die S. wird mit der Hand oder Maschine ausgeführt, und man unterscheidet breitwürfige S., Reihen- oder Drillsaat und Dibbel- (Tüpfel-, Horst-, Gruppen-, Platz-, Stufen-) saat. Bei der Breitsaat wird der Same von dem Sämann mit der Hand aus einem Sätuche oder Säkorbe oder mit einer Breitsämaschine oberflächlich möglichst gleichmäßig auf dem Acker verteilt. Die Breitsämaschine arbeitet rascher, gleichmäßiger und viel genauer als die Hand. Die Reihensaat wird im großen ausschließlich mit der Drillmaschine, die jede beliebige Reihenentfernung einhalten läßt, ausgeführt. Weite Reihenentfernungen sind zu wählen, je besser der Boden, je früher die Saatzeit, je reichlicher die spätere Bestockung der Pflanze ist, und wenn die Pflanzenzwischenräume während des Wachstums der Pflanzen durch Behacken und Behäufeln bearbeitet werden sollen. Enge Drillkultur eignet sich für windiges, trocknes Klima. Nach Eisbein drillt man, je nach Gunst der Verhältnisse:

Tabelle

Die Drillkultur gewährt vor der Breitsaat folgende Vorteile: gleichmäßigere Verteilung und bessere Unterbringung der S., Ersparnis an Saatgut, stärkere Ausbildung der Halme und größere Vollkommenheit und Gleichmäßigkeit der Körner, damit auch größere Widerstandskraft gegen das Lagern, Möglichkeit der Bearbeitung während des Wachstums, Schutz gegen (Pilz-) Krankheiten und Feinde, weil die S. der Sonne und Luft zugänglicher ist und kräftiger wächst, sicherere Zerstörung des Unkrauts, bessere Überwinterung, erleichterte Ernte. Als indirekter Nutzen kommt noch der Zwang zu vorzüglicherer Bodenbearbeitung hinzu. Nachteilig wird die Drillkultur nur auf magerm Boden, bei ungenügender Bearbeitung desselben vor der S., bei Anwendung schlechter Maschinen. Unanwendbar ist sie auf zu ungleichem Boden, wo der Sämann ab- und zutun kann, auf zu feuchtem, zu steinigem, zu trocknem Grunde, bei Düngermangel, bei zu starker Verunkrautung, bei Anwendung von strohigem, frischem Mist sowie da, wo nur ungeübte Leute zur Handhabung der Maschinen verwendet werden können. Die Saatgutersparnis wiegt die Mehrkosten gegen Handsaat in der Regel auf und erscheint das Mehrerträgnis als Reingewinn, dazu kommt noch der Vorteil für die Nachfrucht. Die Dibbelsaat wird am häufigsten mit der Hand auf das vollkommen eben hergerichtete Land ausgeführt. Mit einem Reihenzieher (Furchenzieher, Markeur) werden die Stellen bezeichnet, auf denen die Pflanzen zu stehen kommen, und zwar kreuz und quer, im Quadratverband oder nach drei Richtungen, im Dreiecksverbande. Wird bei dem Quadratverbande noch in der Mitte eines jeden Quadrates eine Pflanze gestellt, so entsteht der Fünfverband. Zieht man die Reihen kreuz und quer, aber in verschiedenen Abständen, so entsteht der Reihenverband, der wenigstens nach einer Richtung eine Bearbeitung zuläßt. Ist das Feld gezeichnet, so werden mit der Handhacke oder dem Steckholz, an dem ein Querstab verhindert, daß es über die bestimmte Saattiefe in den Boden eindringt, an den Kreuzungspunkten der Linien oder in der Mitte der Figuren kleine Grübchen ausgehoben, der Same mit der Hand hineingelegt und mit der Haue oder durch einen Fußtritt mit Erde bedeckt. Anstatt des Reihenziehers verwendet man bei Kleinkultur zur Markierung der Saat- oder auch der Pflanzstellen den Pflanzstock, die Markierwalze, ein Brett, das entsprechend der Entfernung der Pflanzstellen eingekerbt ist, oder eine Pflanzschnur, bei der Knoten die Pflanzweite angeben. Bei der Verwendung einer Dibbelsämaschine fällt die Markierung fort. Dibbelsaat kann auch durch Verziehen oder Verdünnen einer Drillsaat ausgeführt werden. Vorteile der Dibbelsaat sind: größte Samenersparnis, allerdings bei vermehrtem Arbeitsaufwand, gleichmäßigeres Aufgehen und Wachsen der Pflanzen, besonders von Kartoffeln, Rüben u. dgl., vollkommenere Bearbeitung[353] des Bodens während des Wachstums der Kulturpflanzen, geringere Schäden durch Insektenfraß, Spätfröste und trockne Witterung, kräftigere Bestockung des Getreides; ein Nachteil ist dagegen, daß Fehlstellen sichtbarer und nachteiliger sind. In feuchten Lagen wird die Dibbelsaat auch als Dibbelkammsaat ausgeführt, um den Pflanzen einen trocknern Standort zu gewähren und die Unterdrückung durch Unkraut zu erschweren.

Meist wird nur eine Samenart (Einzel-, Reinsaat), zuweilen auch zwei (Doppelsaat) und mehr verschiedene Samen, Misch- und Gemengsaat, ausgesät; in letztern beiden Fällen werden die Samen verschiedener Varietäten, Arten oder Familien mit- oder unmittelbar hintereinander ausgesät. Erfolgt die Ernte gemeinsam, so spricht man von Gemenge, dagegen von Untersaat, wenn die höher wachsende Pflanze, die Überfrucht, abgesondert von der Unterfrucht geerntet wird. Werden in einem Jahr auf demselben Felde je zwei Pflanzen (einzeln oder gemischt) gesät und geerntet, so heißt die Ernte der ersten Frucht Hauptfrucht, und die nach der Aberntung der Hauptfrucht gesäte Frucht Stoppelsaat, Stoppelfrucht, Zwischenfruchtbau im Einzelanbau. Wird die zweite Frucht als Untersaat in die Hauptfrucht gebaut und nach deren Aberntung für sich geerntet oder als Gründünger untergepflügt, so entsteht der eigentliche Zwischenfruchtbau (Zwischenfruchtbau im Doppelanbau). Gemenge (Mischling, Mischsaat, Mischfutter, Mengfutter, Futtergemenge), z. B. verschiedene Kleearten, Klee mit Gräsern, Getreide mit Hülsenfrüchten etc., gewähren sicherere und höhere Futter-, bez. Körnererträge. Untersaat (Einsaat) unter eine Überfrucht (Schutzfrucht, Deckfrucht), somit Zwischenfruchtbau, kommt am häufigsten bei Einsaat von Klee unter Getreide vor. Die Überfrucht hält den Boden feuchter, kühler, so daß seine Samen leichter keimen können; sie gewährt in der Jugend sich langsam entwickelnden Pflanzen Schutz; die Bestellung kommt wesentlich billiger zu stehen. Schutzfrüchte dürfen die Untersaat nicht zu stark beschatten und sich nicht lagern, müssen auch das Feld frühzeitig räumen. Geeignete Überfrüchte für Klee sind: Grünhafer, Grünmischling, Lein, gedrilltes Getreide etc. Unter Lein, Gerste, Roggen oder unter Raps nach der letzten Frühjahrsbearbeitung werden Möhren, Wasserrüben, Kümmel, unter Getreide Lupinen, Serradella zu Gründüngungszwecken gesät. Als Zwischenfrüchte in weitgebautem Körnermais oder in Hopfen- und Weingärten dienen: nichtrankende Zwergbohnen, Runkelrüben, Kohlrüben, Kürbis, Gurken, Fenchel etc.

In der Regel wird der Same trocken ausgesät. Langsam keimende Samen, wie Maissamen, Runkelrübenkerne, Tabak-, Möhrensamen, oder viel Wasser zum Keimen verlangende Pflanzen, wie Bohnen, und Samen, die zur Ergänzung von Fehlstellen nachgesät werden, läßt man zuweilen einen Tag in Wasser anquellen. Ein Vorkeimen ist nicht ratsam, weil bei nachfolgender trockner Witterung der Same vermälzt und bei feuchter Witterung leicht verfault. Lein-, Gurken-, Melonen-, Kürbissamen werden bei 20–50° gedörrt, da solche gedörrte Samen erfahrungsgemäß größere Erträge gewähren; aus demselben Grunde läßt man Kartoffeln, Topinambur vor dem Auslegen durch Ausbreiten im Zimmer abwelken. Zuweilen beizt man die Samen mit Chemikalien (auch mit giftigen), um schädliche Tiere oder Pilze abzuhalten. Das wiederholt empfohlene Kandieren der Samen (Samen-, Körnerdüngung) mit Guano, Fleischmehl, Knochenmehl u. dgl. hat keinen Zweck, da die keimende Pflanze außer Wasser und Sauerstoff keinerlei Stoffe von außen aufnimmt und eine düngende Wirkung durch die Kandierung nicht erzielt wird.

Die Saatmenge ist abhängig: 1) vom Wachsraume, den die Pflanze im ausgewachsenen Zustande beansprucht (Hopfen, Hackfrüchte brauchen den größten, Futtergewächse den kleinsten Platz); 2) von der Körnerzahl in einem bestimmten Körnermaße oder Körnergewichte; 3) von der Größe und Güte der Samen (je besser der Same und je jünger derselbe, um so weniger ist zu säen); 4) von der Saatzeit (die erste Frühjahrs- oder Herbstsaat ist dünner, die spätern Saaten sind dichter zu nehmen); 5) von der Saatmethode (der Reihe nach benötigen immer mehr Samen: platzweises Legen mit der Hand, Maschinendibbelsaat, Reihensaat, Maschinenbreitsaat und Handbreitsaat); 6) von der Tiefe der Unterbringung (je tiefer kleinerer Same gelegt wird, um so mehr Samen ist notwendig, je flacher großer Samen zu liegen kommt, um so stärker ist zu säen, weil er dann leichter vertrocknet und dem Vogelfraß mehr ausgesetzt ist); 7) vom Kulturzwecke (Getreide für Strohgewinnung ist stärker, für Körner dünner und für Grünfutter am dichtesten zu säen, Runkelrüben für Zuckergewinnung näher als für Futterzwecke zu stellen, Gespinstflachs dichter als Samenflachs zu säen); 8) vom Klima und Boden (je zusagender, um so weniger Saatgut ist auf die Flächeneinheit zu nehmen); 9) von der Verunkrautung, dem Kultur- und Düngungszustande, von dem Auftreten schädlicher Tiere und Pflanzenkrankheiten etc.

Die Keimungsbedingungen werden am sichersten den Pflanzen geboten, wenn die Samen mit Erde bedeckt werden, jedoch darf die Bedeckung nicht zu stark ausfallen, damit Feuchtigkeit und Luft ungehindert zutreten können. Im allgemeinen sind die Samen um so seichter unterzubringen, je später die Saatzeit, je feuchter die Witterung und das Feld, je gebundener der Boden ist, um so tiefer dagegen, je lockerer, loser, und trockner der Boden ist. Gras, Tabak werden in der Regel nur leicht an den Boden angedrückt, auf 0,5–1,5 cm werden untergebracht: Rotklee, Luzerne, Mohn, Leindotter, Möhre, auf 2–4 cm: Raps, Buchweizen, Lein, Hanf, auf 2,5–8 cm: Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Mais, Esparsette, auf 3–10 cm: Erbsen, Pferdebohnen, Bohnen, Lupinen, auf 10–16 cm: Kartoffeln. Getreide ist bei Frostgefahr seicht unterzubringen, damit sich schnell die Kronenwurzeln bilden, welche die Pflanzen am sichersten vor dem Auswintern bewahren. Die Samen sind alle gleich tief in den Boden unterzubringen, um ein gleichmäßiges Aufgehen und damit einen gleichmäßigen Pflanzenstand zu erreichen. Bei der Drill- und Dibbelsämaschine wird ein verschieden tiefes Unterbringen verschiedener Sämereien durch entsprechende Belastung der Saatscharhebel erreicht; bei der Hand- und Maschinenbreitsaat muß der Same nachträglich mit Erde bedeckt werden; es geschieht dies bei Gras oder sonstigen seinen Sämereien mit dem Rechen oder der Schleife oder durch Andrücken mit einer leichten Walze; größere Samen werden unvollkommen mit der Egge, meist zu tief mit dem Pflug und am vollkommensten mit dem Saatpfluge zu gleichmäßiger und entsprechender Tiefe untergebracht. – Pflanzen mit langer Vegetationszeit oder langsamer Entwickelung in der ersten Jugendzeit, oder mit großer Frostempfindlichkeit oder großen Ansprüchen an die Zubereitung des Feldes werden durch Pflanzung bestellt, indem sie vorher auf ein Samenbeet oder Mistbeet ausgesät und[354] erst bei günstiger Zeit auf das mittlerweile sorgfältig hergerichtete freie Land ausgepflanzt. Gewöhnlich werden verpflanzt: Tabak, Kopfkraut, Pflanzrüben, Weberkarde, Kümmel, Krapp, häufig: nach Getreide gebauter Raps, Futterrüben, zuweilen auch Mais, Rüben, namentlich wenn durch das Nachpflanzen Fehlstellen in Bestand gebracht werden sollen. Die erstarkten, verpflanzbaren Pflanzen werden bei mäßigfeuchter Witterung vorsichtig aus dem Boden genommen, um die Wurzeln möglichst wenig zu verletzen. Lange Wurzeln, die sich im Pflanzloch umbiegen würden, sind einzukürzen, vergilbte Blätter abzunehmen. Werden die aus dem Saatbeete genommenen Pflanzen vor dem Aussetzen auf das freie Feld noch auf ein andres Beet in weitern Abständen überpflanzt, pikiert, so erhält man größere und widerstandsfähigere Pflanzen. Die Pflanzung erfolgt tunlichst nach einem mäßigen Regen auf das vorher markierte Feld, oder nach der Pflanzschnur, dem Pflanzbrett. An den bezeichneten Pflanzstellen werden mit den Fingern, dem Pflanzholz oder bei größern Pflanzen, wie z. B. Samenwurzelrüben, mit dem Spaten Löcher im Boden ausgehoben, in welche die Pflanzen so tief, wie sie früher im Samenbeet im Boden gestanden haben, eingesenkt und leicht unter gleichzeitigem Zufüllen des Pflanzloches an die Erde angedrückt werden. Bei Kleinkultur kann das Anwurzeln der Pflänzlinge durch Anschlemmen mit Wasser oder verdünnter Jauche gesichert werden. Im großen, z. B. beim Verpflanzen des Rapses, legt man auch die Pflänzlinge an die Seitenwand einer geöffneten Pflugfurche und bedeckt sie durch die nachfolgende Pflugfurche mit Boden. Vgl. Krafft, Ackerbaulehre (7. Aufl., Berl. 1903); Marek, Das Saatgut und dessen Einfluß auf Menge und Güte der Ernte (Wien 1875); Wollny, S. und Pflege der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen (Berl. 1885); Eisbein, Die Drillkultur (3. Aufl., Neudamm 1895); Schindler, Die Lehre vom Pflanzenbau auf physiologischer Grundlage (Wien 1896).

Bei der S. im Gartenbau wird der Same im allgemeinen auf die Erde gesät und etwa so hoch bedeckt, wie er dick ist. Widerstandsfähige Gewächse werden direkt an Ort und Stelle am besten in Rillen gesät, wegen der leichtern Reinhaltung vom Unkraut, oder breitwürfig (Gras, Spinat). Pflanzen, die in der Jugend mehrmaligen Verpflanzens bedürfen, sät man auf Saatbeete und verpflanzt (pikiert) sie, sobald sie sich berühren, oft mit gutem Erfolg mehrmals (Gemüse). Für gleichmäßige Verteilung der Samen gibt es im Großbetriebe Sämaschinen. Ganz grobe Samen sät man in Löcher (Mais, Bohnen) mittels eines Pflanzholzes oder in breite Furchen (Erbsen). Gehölzsamen kommen auf Saatbeete, die gegen Mäuse durch tiefgehende Seitenwände aus Brettern oder Mauerwerk sowie durch Drahtgeflecht gegen Vögel geschützt werden. Samen von Gewächsen aus wärmern Klimaten, denen unser wechselndes Frühjahrsklima gefährlich wird, werden im Gewächshaus oder Frühbeet ausgesät; feine Samen in Töpfe oder Schalen auf humose, sandige Erde. Die staubfeinen Samen von Begonien, Gloxinien, Orchideen, Farnsporen werden gar nicht bedeckt, nur das Gefäß wird mit einer Glasscheibe belegt. Farne, epiphytische Orchideen werden auf Stücke von Fasertorf ausgesät und sehr feucht, im Anfang auch dunkel gehalten. Bei allen empfindlichen Keimlingen ist baldiges Pikieren geboten, wobei sie bis an die Keimlappen in die Erde kommen müssen, die Wurzeln müssen senkrecht stehen und dürfen nicht gestaucht werden. Bei übermäßiger Länge kürzt man sie entsprechend. Viele hartschalige Samen liegen oft ein Jahr und länger, bis sie keimen (Weißdorn, Akazien, Rosen). Gleich nach der Ernte ist ihre Keimfähigkeit oft leichter zu wecken als nach längerm Trockenliegen. Um das Keimen im Frühjahr nach der Ernte zu sichern, schichtet man solche Samen in mäßig feuchten Sand ein, man stratifiziert sie, bis zur Zeit der Aussaat. Die hartschaligen Palmensamen müssen angefeilt werden, um rasch zu keimen. Die Zeit der Aussaat ist so zu wählen, daß die Pflanze in der vor ihr liegenden Vegetationsperiode die volle Ausbildung erlangen oder, bei mehrjährigen Gewächsen, doch die volle Widerstandsfähigkeit bis zum Winter erreichen kann. Für die Freilandgewächse ist im allgemeinen das Frühjahr die beste Saatzeit; rasch heranwachsende Gemüse werden auch mehrmals während des Sommers ausgesät: Radies aller drei Wochen, um regelmäßige Folge zu haben. Viele einjährige Frühjahrsblüter (Stiefmütterchen, Vergißmeinnicht, Seifenkraut, Leimkraut etc.) sät man im Sommer des Vorjahres. Im Herbste sät man im Gemüsegarten auf die abgeernteten Beete noch Spinat, der dann sehr früh geerntet werden kann. Vgl. Steffen, Unsere Blumen im Garten (Frankf. a. O. 1905); Hesdörffer, Praktisches Taschenbuch für Gartenfreunde (Leipz. 1905); Gressent, Einträglicher Gemüsebau (3. Aufl., Berl. 1905); M. Neumann, Kunst der Pflanzenvermehrung (5. Aufl. von Hartwig, Weim. 1886).

In der Forstwirtschaft unterscheidet man nach der räumlichen Ausdehnung der S.: Vollsaat, Streifensaat (in Beeten über 1 m breit, Riefen 0,15–1 m breit, Rillen unter 0,15 m breit), Plätzesaat, Löchersaat. Die Bodenvorbereitung erfolgt durch Hacken, Graben, Rigolen oder Pflügen. Zum Pflügen dienen schwere Waldpflüge mit zwei Streichbrettern, welche die Erde zu beiden Seiten der Furchen auswerfen. Wenn es auf Lockerung der Furchensohle ankommt, läßt man hinter dem Waldpflug einen Untergrundpflug (Wühlpflug) gehen, der bis zu 30 cm Tiefe arbeitet. Auf ausgedehnten Heideflächen wird auch die Bodenvorbereitung mit Dampfpflügen bewirkt. Die Aussaat geschieht meist mit der Hand, seltener durch Maschinen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 352-355.
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