[99] Eschatologie (griech., von eschaton, das »Äußerste, Letzte«), in der Dogmatik die der christlichen Zukunftshoffnung zum Ausdruck dienende Lehre von den letzten Dingen (res novissimae s. ultimae, novissima), d. h. vom Tode und Zwischenzustand, vom Tausendjährigen Reiche, von der Auferstehung und dem das Los der Gerechten und Ungerechten entscheidenden Jüngsten Gericht. Das farbigste Kapitel in der E. liefert der Chiliasmus (s.d.), der die älteste Kirche beherrschte, aber selbst im Mittelalter jeweils apokalyptische Stimmungen und Unternehmungen hervorrief, die eine gesteigerte Fortsetzung in den wiedertäuferischen und sonstigen fanatischen Schwärmereien des Reformationszeitalters fanden. Sowohl diesen als der römischen Fegfeuerlehre gegenüber verhielt sich die protestantische Theologie kühl ablehnend, und erst die mystisch-theosophischen Theologen Petersen, Spener, Bengel, Ötinger haben die E. wieder reicher ausgebildet. Reduzierte der Rationalismus die E. auf die Unsterblichkeit der Seele, beseitigte der Pantheismus auch diese, so entstanden in Rothe und Martensen wieder geistvolle Vertreter einer realistischen Auffassung, während die modern protestantische Dogmatik seit Schleiermacher die E. gewöhnlich als Lehre von der Vollendung der Kirche behandelt und ihr zuweilen nur die Bedeutung eines Anhanges beläßt. Vgl. Luthardt, Lehre von den letzten Dingen (3. Aufl., Leipz. 1885); Kliefoth, Christliche E. (das. 1886).