Fähre

[269] Fähre, eine Anstalt, um mittels flacher Boote den Verkehr zwischen zwei Ufern zu unterhalten. Fähren zum Übersetzen ganzer Eisenbahnzüge (ohne Lokomotiven), wie sie z. B. am Rhein und Bodensee vorhanden und in Amerika ziemlich häufig sind, heißen Trajekte. Bei veränderlichen Wasserständen oder wo schwere Fuhrwerke verkehren, unter deren Last das Fährboot merklich tiefer eintaucht, muß der Übergang vom Ufer auf das Boot durch eine klappenartige Brücke bewerkstelligt werden, deren eines Ende auf der festen Landungsbrücke um eine wagerechte Achse drehbar ist, während ihr andres Ende auf den Deckrand des Bootes gelegt wird. Freifahrende Fähren kommen hauptsächlich bei stehenden Gewässern oder bei sehr breiten Strömen in Betracht. Die Fährboote werden fortbewegt durch Stangen, Ruder, Segel oder Dampfmaschinen (Dampffähren). Dampffährboote sind selber Dampfschiffe, oder sie werden durch Dampfer geschleppt. In Amerika sind einzylindrische Balancierdampfmaschinen für Fährdampfer beliebt, weil sie wenig Platz brauchen. Fliegende Fähren (Stromfähren, fliegende Brücken) eignen sich für fließende Gewässer von mäßiger Breite. Das Fährboot hängt mittels des Zaumes oder der Brittelketten an dem langen Giertau, dessen oberes Ende im Flusse verankert ist. Durch geeignete Schirrung der Brittelketten wird das Boot schief gegen die Stromrichtung gestellt, und die Stromkraft treibt es[269] seitlich fort, wobei es um den Verankerungspunkt einen Kreisbogen beschreibt. Das Giertau wird durch Buchtnachen oder durch Bojen über dem Wasser schwebend erhalten. Häufig ersetzt man das Giertau durch ein quer über den Fluß unter Wasser gelegtes oder in der Luft gespanntes Tau, woran die Brittelketten mit einer Rolle laufen. Bei den eigentlichen Seil- oder Kettenfähren ist ein Tau oder eine Kette quer über den Fluß gelegt und dient dem Fährboot als Führung. Ein zweites, zum Führungstau gleichlaufendes Seil, das Fahrseil, geht über Seilscheiben, die durch eine auf dem Boote befindliche Dampfmaschine getrieben werden, wodurch das Boot am Fahrseil sich über das Gewässer hinüberhaspelt. Ganz verschieden ist die Bauart der schwebenden Fähren, die nicht wie die vorigen schwimmend, sondern frei schwebend über das zu kreuzende Gewässer hinwegbewegt werden. Sie sind mittels eines Gestänges unten an einen Wagen angehängt, der über eine eigens für diesen Zweck erbaute Brücke geht und mittels Elektrizität betrieben wird. Vgl. Brücken, S. 483 (9).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 269-270.
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