Felder [2]

[396] Felder, 1) Cajetan, Freiherr von, Bürgermeister von Wien, geb. 19. Sept. 1814 in Wien, gest. daselbst 30. Nov. 1894, wurde 1841 Advokat, Gerichtsdolmetsch für romanische und germanische Sprachen und Supplent der Staatengeschichte, der Statistik und des Völkerrechts an der Universität, 1848 Mitglied des Gemeinderats und 1861 des Landtags, wo er sich der Verfassungspartei anschloß. 1868–78 als Nachfolger Zelinkas Bürgermeister von Wien, machte er sich um die Neugestaltung der Hauptstadt, um Hochquellenleitung und Donauregulierung, Reform der Kommunalverwaltung u. a. hochverdient. Seit 1869 war er Mitglied des Herrenhauses und von 1878–84 Landmarschall von Niederösterreich. F. war Mitglied der Leopoldinisch-Karolinischen Akademie und der Wiener Akademie der Wissenschaften, da er sich durch entomologische Schriften hervortat. Er schrieb ferner: »Die Gemeindeverwaltung der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien 1867–1877« (Wien 1872–77, 3 Bde.).

2) Franz Michael, Naturdichter und Romanschriftsteller, geb. 13. Mai 1839 zu Schoppernau im Bregenzer Wald, gest. 26. April 1869 in Bregenz, mußte sich, obwohl frühzeitig zu bildender Lektüre und dichterischer Wiedergabe der eignen Eindrücke hinneigend und trotz seines Wunsches, zu studieren, dem Bauernberuf widmen. Er setzte jedoch sein Selbststudium und seine literarischen Versuche fort und gewann auf die Bevölkerung seiner Heimatstäler durch sein gemeinnütziges Wirken großen Einfluß, setzte sich aber dadurch dem Haß der klerikalen Partei und mancherlei Verfolgungen aus. Nachdem er mehrere Jahre in völliger Verborgenheit dichterisch geschaffen hatte, veröffentlichte er 1863 seine erste Erzählung: »Der Nümmamüller« (neue Ausg., Dornbirn 1879). In weitern Kreisen aber wurde er durch die kräftig-originellen Bücher: »Sonderlinge. Bregenzerwälder Lebens- und Charakterbilder« (Leipz. 1867, 2 Bde.) und »Reich und Arm«, Erzählung (das. 1868; neue Ausg., Dornbirn 1891) bekannt. In Bregenz wurde 1872 seine Büste aufgestellt. Vgl. H. Sander, Das Leben Felders (2. Aufl., Innsbr. 1876).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 396.
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