Festdekoration

[462] Festdekoration, im modernen Sinne die in Deutschland besonders nach den Kriegen von 1864, 1866 und 1870/71 allgemein üblich gewordene, künstlerische Ausschmückung von Straßen und Plätzen beim Einzuge siegreicher Heerführer und Truppen, bei Einholung von fürstlichen Brautpaaren, bei der Feier geschichtlicher Jubiläen, bei Schützen-, Sänger-, Turn- und andern Festen. Solche Festdekorationen, bei denen die bildenden Künste anfangs die Führung übernommen hatten, sind schon im Mittelalter und in der Renaissancezeit, besonders in Italien, üblich gewesen, wo oft hervorragende Künstler (z. B. Leonardo da Vinci in Mailand) daran tätig waren, und haben sich von da nach Deutschland und den Niederlanden übertragen. Man errichtete Ehrenpforten und Triumphbogen, die oft mit lebenden Menschen in statuarischer Stellung besetzt wurden (Einzug Karls V. in Antwerpen 1520), behängte die Fassaden der Häuser mit Teppichen und belegte auch die Straßen damit. Eine der glänzendsten Festdekorationen dieser Art war die von Rubens und seinen Schülern ausgeführte bei dem Einzuge des Kardinalinfanten Ferdinand 1635 in Antwerpen. Dieser festliche Einzug ist auch durch ein von van Thulden u. a. ausgeführtes Kupferwerk (Antwerpen 1642) verewigt worden. In Deutschland, wo neben den bildenden Künsten auch die Gärtnerkunst stark herangezogen wird, sind aus neuerer Zeit besonders die Festdekorationen beim Einzuge der siegreich heimkehrenden Truppen in Berlin 1866 und 1871 (letztere herausgegeben mit begleitendem Text von F. Eggers), bei der Einholung der Prinzessin Wilhelm (jetzigen Kaiserin Auguste Viktoria) 1881, bei dem Empfang des Königs von Italien 1889 und dem Empfang Kaiser Franz Josephs von Österreich im Mai 1900 in Berlin, bei einem Empfang Kaiser Wilhelms I. in Leipzig (1876, von Konst. Lipsius geleitet), bei der Rückkehr der siegreichen Truppen in Dresden (1871) und bei der Feier der silbernen Hochzeit des österreichischen Kaiserpaars in Wien (1879, von Makart geleitet) hervorzuheben. Vgl. Bischoff und Meyer, Die F. in Wort und Bild (Leipz. 1897); Schwinghammer, Festdekorationen (Ravensburg 1893–95, 2 Bde.). S. auch Trauerdekoration.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 462.
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