Finsch

[592] Finsch, Otto, Zoolog und Reisender, geb. 8. Aug. 1839 in Warmbrunn, war für den Kaufmannsstand bestimmt, gab ihn aber auf, um 1858 eine naturwissenschaftliche Reise nach Ungarn und der europäischen Türkei anzutreten, auf der er besonders den Kleinen Balkan durchforschte. 1861 wurde F. Assistent am niederländischen Reichsmuseum für Naturgeschichte zu Leiden, wo er sich zu einem hervorragenden Ornithologen ausbildete. 1864 übernahm er die Leitung des naturhistorisch-ethnologischen Museums in Bremen, bereiste darauf Deutschland, England, Italien, Frankreich und Skandinavien sowie 1872 die Vereinigten Staaten und unternahm 1876 mit Brehm und Graf Waldburg-Zeit eine Forschungsreise nach Westsibirien, die sich östlich bis in den chinesischen Altai, nördlich bis zur Karabai ausdehnte. 1879–82 bereiste F. die Südseeinseln und Neuseeland und erforschte 1884 und 1885 im Auftrag der Neuguineakompanie die Nordostküste von Neuguinea, was zur Erwerbung derselben als deutsches Schutzgebiet (Kaiser Wilhelms-Land) führte. 1897 wurde er als Vorsteher der ornithologischen Abteilung des holländischen Reichsmuseums für Naturgeschichte nach Leiden berufen, 1904 an das ethnographische Museum in Braunschweig. Er veröffentlichte: »Neuguinea u. seine Bewohner« (Brem. 1865); »Die Papageien, monographisch bearbeitet« (Leiden 1867–69, 2 Bde.); mit Hartlaub: »Beiträge zur Fauna Zentralpolynesiens« (Halle 1867) und »Die Vögel Ostafrikas« (v. d. Deckens »Reise in Ostafrika«, Bd. 4, Leipz. 1870); »Reise nach Westsibirien« (Berl. 1879, 2 Bde.); »Anthropologische Ergebnisse einer Reise in die Südsee und den Malaiischen Archipel in den Jahren 1879–1882« (das. 1884); »Samoafahrten, Reise in Kaiser Wilhelms-Land und Englisch-Neuguinea in den Jahren 1884–1885« (Leipz. 1888); »Ethnologischer Atlas. Typen aus der Steinzeit Neuguineas« (das. 1888); »Ethnologische Erfahrungen und Belegstücke aus der Südsee« (Wien 1888–1893); »Systematische Übersicht der Ergebnisse seiner Reisen und schriftstellerischen Tätigkeit« (Berl. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 592.
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