Neuseeland

[574] Neuseeland (engl. New Zealand; hierzu die Karte »Neuseeland«), brit. Kolonie im südlichen Stillen Ozean, bestehend aus zwei großen, zwischen 34°25´-47°17´ südl. Br. und 166°26´-178°36´ östl. L. gelegenen und durch die Cookstraße getrennten Inseln: Nordinsel (Te Ika a Maui) und Südinsel (Te Wai Punamu), nebst der kleinen Stewartinsel (Rakiura), 269,432 qkm, mit den der neuseeländischen Regierung unterstellten Chatham-, Bounty-, Aucklandsinseln, Antipodeninsel, Campbell- und Kermadekinseln sowie den Cooksinseln, Niue und Roggeveen-Archipel oder Manihiki-Inseln (s. diese Artikel), 271,166 qkm groß.

[Physische Verhältnisse.] Die Nordinsel hat an der Ostküste eine Reihe tiefer, inselreicher Baien: Inselbai, Whangarei, den großen Haurakigolf (s. d.), die Plentybai und Hawkesbai (s. d.), an der Cookstraße die Pallisserbai und Port Nicholson (s. d.). Die Südinsel hat an der Nordküste die Golden- oder Massacrebai, Tasmanbai, Cloudybai, an der Ostküste Pegasusbai, Molyneuxbai, Port Lyttelton (s. Lyttelton), an der Südwestküste Ehalky Inlet, Duskybai, Milfordsund. Die Gebirge bestehen auf der Südinsel und im Südostteil der Nordinsel aus langgedehnten Ketten von geschichteten Gesteinen, die im W. steil abfallen, im O. sich in Stufen herabsenken. Kristallinische Schiefer und paläozoische (silurische und karbonische) Gesteine, angelehnt an Gneise und alte Granite, die beide in ihrem Auftreten auf die Südinsel beschränkt sind, setzen die westlichen Ketten ausschließlich zusammen und bilden die höchsten, bis nahezu 4000 m aufragenden Gipfel der gletscherreichen neuseeländischen Alpen. Nach O. hin folgen vielfach gefaltete triadische, jurassische, cretazeïsche und tertiäre, am Fuß der Gebirge auch quartäre Ablagerungen. Während die Südinsel nur auf ihrer Ostseite einige nicht mehr tätige Vulkane, so den Akaroa und Otago, besitzt, besteht die Nordinsel in ihrem westlichen Teil überwiegend aus jungvulkanischen Gesteinen (trachytischen, andesitischen und basaltischen Laven und Tuffen; vgl. Tafel »Küstenbildungen II«, Fig. 3), besonders im Hochland von Waikato, mit dem 626 qkm großen Tauposee (380 m ü. M.). Südlich vom Taupo erheben sich zwei Riesenvulkankegel, der noch tätige Tongariro (1974 m) und der anscheinend erloschene Ruapehu (2706 m), der höchste Berg der Nordinsel. Das Hochland östlich vom obern Waikato, das sogen. Seenland (Lake-district), ist durch seine romantischen Seen (besonders den Rotorua und Tarawerasee), Geifer und Schlammvulkane ausgezeichnet; im SW. liegt der breite Kegel des längst erloschenen Taranaki (Mount Egmont, 2522 m). Erdbeben sind auf der Nordinsel häufig, ein vulkanischer Ausbruch war aber selbst den Maori unbekannt, bis 10. Juni 1886 der Tarawera eine furchtbare Tätigkeit entfaltete, wodurch die berühmten Sinterterrassen am Rotomahanasee (s. d.) in die Luft geschleudert wurden. Die am Harperpaß auf der Südinsel beginnenden, 300 km langen neuseeländischen Alpen mit 2700- 2800 m Kammhöhe sind im höchsten Teile mit ewigem Schnee und gewaltigen Gletschern bedeckt (Schneegrenze in 2300–2400 m Höhe) und gipfeln im Mount Cook (Ahoarangi der Eingebornen, 3768 m), an dem der größte Gletscher des Gebirges, der Tasmangletscher (beschrieben von R. v. Lendenfeld, Ergänzungsheft 75 zu »Petermanns Mitteilungen«, 1884), seinen Anfang nimmt.[574] Die wichtigsten Pässe sind der Arthurs-Paß (919 m), den die Bahn von Christchurch nach Greymouth überschreitet, und der Haastpaß (523 m). Die bedeutendsten Flüsse sind auf der Nordinsel der Waikato, der durch den Tauposee und in mehreren Fällen zur Westküste fließt, ferner Thames und Wanganui, auf der Südinsel Molyneux oder Clutha und Waitaki. Für den Verkehr sind sie ohne Bedeutung. Von den zahlreichen Seen sind auf der Nordinsel der Tauposee, Rotorua (80 qkm) und Tarawera, auf der Südinsel Wakalipo (295 qkm), Manipori (124 qkm) und Te Anau (340 qkm) die nennenswertesten.

Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Westwinde, die nach S. hin sehr heftig werden, sind vorherrschend. Die Temperaturschwankungen sind nicht erheblich. Auckland: Temperatur Jahr 14,9°, Januar 19,3°, Juli 10,8°; Regenmenge 109 cm; Dunedin: Temperatur Jahr 9,9°, Januar 13,9°, Juli 5,6°; Regenmenge 85 cm. Die Westküste ist regenreicher als die Ostküste. Die Schneelinie liegt im W. 2100, im O. 2400 m hoch. Untere Gletscherränder am Ostabhang 835 m (7° Lufttemperatur), am Westabhang 212 m (10°). Die Pflanzenwelt ist überwiegend endemisch, mit Australien hat N. nicht viele Pflanzen gemein. Von den großen australischen Baumformen, den Akazien und Eukalypten, findet sich in N. keine Spur. Anklänge an Südamerika sind vorhanden. Am artenreichsten sind die Farne, die, mit Gesträuchen wechselnd, unermeßliche Strecken offenen Landes bedecken. Der immergrüne Wald ist gemischt, wie unter den Tropen. Farnbäume (Cyathea, Dicksonia squamosa) wachsen unter der einförmigen Laubmasse der dikotyledonischen Stämme. Palmen sind nur durch die nicht hohe Kentia sapida vertreten; auch bei den baumartigen Liliazeen (Cordyline) verkürzt sich der Stamm, der in der mächtigen Laubrosette des neuseeländischen Flachses (Phormium tenax) ganz verschwindet. Die Epiphyten auf den Baumstämmen wie das Dickicht des Unterholzes sind Farne. Die Koniferen tragen zum Teil flache Blätter, wie Phyllocladus und Dammara. Die Kaurifichte (D. australis), auf den nördlichen Teil der Nordinsel beschränkt, kommt in abgesonderten Beständen vor. Unter den mehr als 40 Nutzhölzern der Insel tritt die Weinmannia racemosa waldbildend auf. Auf den offenen Berggehängen herrschen neben Pteris esculenta die mannshohen Manukagebüsche (Leptospermum) und eine Rhamnazeengattung (Pomaderris). Auf den Hochgebirgen der Südinsel finden sich den antarktischen verwandte Buchen und zwei Koniferen (Libocedrus Bidwillii und Phyllocladus alpinus).

Mit seiner Tierwelt bildet N. mit den kleinen benachbarten Inseln die neuseeländische Subregion der australischen Region und unterscheidet sich so scharf durch seine eigenartige Fauna von Australien, wie Madagaskar von Afrika. Die Säugetiere sind nur durch eine Rattenart und einige Fledermäuse vertreten; Beutler und Kloakentiere fehlen. Die Vögel enthalten sehr charakteristische, N. eigne Formen, so den als Feind der Schafe gefürchteten Nestorpapagei (Nestor notabilis), den auf dem Boden lebenden Eulenpapagei (Stringops) und den Kiwi (Apteryx). Die Eingebornen hatten die Moas (s. d.), straußartige, fluguntüchtige Vögel, ausgerottet. Die schwache Reptilienfauna enthält die höchst merkwürdige Brückenechse (Hatteria). Die Schlangen sind durch eine Gattung, die Amphibien durch einen Frosch vertreten, ebenso die Fische durch eine Gattung (Salexias), die Beziehungen zur patagonischen Fischfauna hat. Auch die Insektenfauna enthält eigne Formen. Die Molluskenfauna setzt sich fast ausschließlich aus eignen Typen zusammen. Die Fauna Neuseelands, in ihren höhern Formen dem Aussterben und der Ausrottung entgegengehend, zeigt einen außerordentlich alten Zug. Unter den nutzbaren Mineralien nimmt das Gold die erste Stelle ein; es kommt sowohl in Alluvionen als auf Quarzgängen in den Provinzen Otago u. Nelson, zusammen mit Kupfer-, Silber- und Zinkerzen bei Auckland (Hauraki-Goldfeld) auf der Nordinsel vor. Außerdem finden sich Eisen-, Chrom-, Antimon-, Manganerze, Platin (im Tayakafluß) sowie Steinkohlen (in den jurassischen Schichten), Braunkohlen im Tertiär, Petroleum (auf der Nordinsel) und Graphit.

[Bevölkerung.] Die Ureinwohner (Maori) gehören zum polynesischen Volksstamm (s. Tafel »Australier und Ozeanische Völker II«, Fig. 9) und wanderten nach ihren Überlieferungen vor 400 Jahren von Hawaiki (Samoa) ein. Sie sind gut gebaut, von mittlerer Größe, die Haut ist hellbraun, das Haar schwarz. Wörterbücher ihrer Sprache (s. Malaiischpolynesische Sprachen) lieferten W. Williams (4. Aufl., Lond. 1893), Tregear (sprachvergleichend, New Zealand 1891) und Colenso (Wellington 1898), ein Handbuch für Anfänger Williams (3. Aufl., Lond. 1882). In Bildsamkeit überragen sie die übrigen Polynesier weit; als Menschenfresser standen sie aber auch den schlimmsten Volksstämmen nicht nach. Eine staatliche Ordnung fehlte; die zahlreichen Häuptlinge waren stets in Kriege untereinander verwickelt, und die Bevölkerung ist daher sehr gesunken, wozu auch die durch Europäer eingeführten Krankheiten beitragen. Sie sind jetzt sämtlich zum Christentum bekehrt. Die in großer Zahl errichteten Schulen sind gut besucht, und nicht wenige Maori unterscheiden sich kaum von Europäern. Die Gesamtzahl wurde 1857 auf 56,000 ermittelt, 1891 aber nur noch auf 41,993, 1901 auf 43,101 (21,387 männlich). Davon lebten 40,665 auf der Nordinsel, 1916 auf der Südinsel, 112 auf Rakiura und 181 auf der Stewartinsel. Beispiele ihrer Kultur enthalten die Tafeln »Australisch-ozeanische Kultur«, »Geräte der Naturvölker«, »Schiffsfahrzeuge«, »Tätowierung«. Weitere Literatur über die Maori s. unten (S. 577).

Die Zahl der Kolonisten betrug 1894: 686,128, 31. März 1901: 772,719 (405,992 männlich), 1904: 857,539. Es wanderten 1902: 30,293 Personen ein und 22,301 Personen aus. N. enthält nicht, wie die Staaten Australiens, eine alle übrigen Orte weit überragende Stadt; am bedeutendsten sind Auckland mit (1901) 67,225 (mit Vororten), Wellington mit 49,344, Christchurch mit 57,041 u. Dunedin mit 52,390 Einw. Der Religion nach waren 1901: 109.822 Katholiken, 1611 Juden, 2432 Buddhisten, alle übrigen Protestanten. Für Volksbildung wird in neuerer Zeit mehr und mehr gesorgt, doch sind noch 16,23 Proz. der männlichen, 16,83 Proz. der weiblichen Bevölkerung Analphabeten. 1902 bestanden 1757 öffentliche Schulen, in denen der Unterricht unentgeltlich ist, mit 132.259 Schülern, 25 höhere Schulen, 297 Privatschulen, darunter eine Blinden schule, 9 gewerbliche Schulen, eine Taubstummenanstalt, die N.-Universität (nur Prüfungsbehörde), die Auckland-Universität, das Canterbury College zu Christchurch, die Otago-Universität zu Dunedin und das Victoria College zu Wellington. Von Wohltätigkeitsanstalten bestehen außer den schon genannten 43 Hospitäler, 4 Waisenhäuser und 8 Irrenhäuser. Für Ackerbau sind 42 Proz. des Landes vorzüglich geeignet, und der Boden[575] gibt viel höhere Ernteerträge als auf dem australischen Festland. Unter Kultur waren 1901: 206,465 Aeres Weizen, von denen geerntet wurden 4,506.412 Bushels, Hafer 449,534 Acres, Ernte 4,444,567 Bushels, Gerste 560,799 Bushels etc. Für Weidezwecke sind 41 Proz. des Bodens geeignet, die aber jetzt zu zwei Drittel von Wald eingenommen werden. Der Viehstand belief sich 1902 mit Einschluß desjenigen der Maori auf 287,419 Pferde, 1,460,663 Rinder, (1904) 18.289,539 Schafe und 193,740 Schweine. Die Aus fuhr von Fleisch in gefrornem Zustand ist erstaunlich gewachsen; 1882 betrug sie erst 1,707,000, 1892 schon 97,636,000, 1902/03: 254,823,000 engl. Pfd. Doch ist den Viehzüchtern in den eingeführten Kaninchen ein gefährlicher Feind entstanden. Der Bergbau lieferte früher größere Erträge, ist aber noch immer sehr bedeutend. Seit 1853 bis März 1901 sind gefordert worden für 57,856,200 Pfd. Sterl. Gold, für 7,757,402 Pfd. Sterl. Kohle, für 10,329,831 Pfd. Sterl. Kauriharz, außerdem Silber, Kupfer, Chrom, Antimon, Man gan, Eisen. Die Industrie ist durch hohe, seitens der Regierung ausgesetzte Prämien sehr gefördert worden; am wichtigsten sind die Fleischkonserveanstalten, Gerbereien und Wollwäschereien, Getreide- und Sägemühlen, Schuhzeugfabriken, Eisengießereien und Maschinenbauanstalten, Brauereien, Wollfabriken etc. Der Handel ist bedeutend; 1903/04 betrug die Einfuhr 11,015,549, die Ausfuhr 12,442,800 Pfd. Sterl. Eingeführt werden namentlich Manufakturwaren, Kleider, Metalle, Maschinen, Werkzeuge, Tee und Zucker, Getränke, Papier, Bücher etc. Hauptartikel der Ausfuhr sind Wolle (1903/04: 4,313,000 Pfd. Sterl.), Gold (2,084,000), gefrornes Fleisch (2,846,000), Butter (1,446,000), neuseeländischer Hanf (692,000), Kaurigummi (616,000 Pfd. Sterl.), Getreide und Hülsenfrüchte, Schaffelle, Talg, Holz, Käse etc. Den größten Anteil am Handel hat England. Die wichtigsten Häfen, zum Teil künstlich ausgebaut, sind Wellington, Auckland, Lyttelton, Port Chalmers, Napier, Invercargill, Oamaru (s. die Einzelartikel), Timaru, Plymouth, Wanganui. 1900 liefen 616 Schiffe von 854,632 Ton. ein und 613 Schiffe von 825,275 T. aus. Die Küsten sind mit über 30 Leuchtfeuern versehen. Auckland wird von der großen Postdampferlinie Sydney-Honolulu-San Francisco berührt; alle wichtigern Häfen sind durch Dampferlinien verbunden, regelmäßiger Dampferverkehr besteht auch mit Hobart, Melbourne und Tahiti. Die Handelsflotte der Kolonie bestand 1901 aus 219 Dampfern von 56,498 T. und 301 Segelschiffen von 42,197 T. Eisenbahnen sind von allen bedeutendern Hafenplätzen in das Innere hinein gebaut; 1902/03 wurden auf 3687 km Regierungslinien 7,575,390 Reisende und 3,730,394 T. Güter befördert, außerdem gab es 182 km Privatbahnen. Tram- und Kabelbahnen bestehen in jeder ansehnlichern Stadt. Die Post beförderte 1900 durch 1686 Am ler 38,662,296 Briefe, 1,236,183 Briefkarten, 1,908,515 Postkarten, 17,715,402 Pakete und 17,045,715 Zeitungen. Die Länge der Telegraphenlinien betrug 1902–03: 12,470, die der Drähte 36,487 km, befördert wurden 4,559,304 Telegramme. Fernsprecher gibt es in jeder einigermaßen wichtigen Stadt. Zwei Kabel gehen nach Botanybai, vier verbinden die Nord- und Südinsel. Durch das allbritische Kabel durch den Großen Ozean ist N. (Doubtleßbai) über Norfolk (s. d.), Fidschiinseln, Fanning mit Vancouver in Kanada verbunden und durch das Kabel Adelaide-Durban auch mit Südafrika und weiterhin mit Großbritannien. Es bestehen 5 Banken, alle mit Zweiganstalten in den bedeutendern Ortschaften, und 445 Sparkassen. Deutschland hat Konsuln in Dunedin, Auckland und Christchurch, einen Konsul und Vizekonsul in Wellington.

Verwaltung. Dem von der britischen Krone ernannten Gouverneur stehen 8 Minister zur Seite. Das Oberhaus (Legislative Council) besteht aus 43 auf 7 Jahre von der Krone ernannten, das Unterhaus (House of Representatives) aus 80 auf 3 Jahre gewählten Mitgliedern, darunter 4 Maori. Wellington ist Sitz der Regierung. Die Kolonie besteht aus 9 Provinzialdistrikten (Auckland, Taranaki, Hawkes Bay, Wellington, Marlborough, Nelson, Westland, Canterbury und Otago) und 2 Inseldistrikten (Chatham- und Kermadekinseln); diese Provinzialdistrikte zerfallen in 86 Grafschaften (Counties) und 101 Boroughs. Die Einnahmen der Kolonie (Zölle, Eisenbahnen, Post und Telegraphen) betrugen 1900/01: 6,512,268, die Ausgaben (Schuldzinsen, Eisenbahnen, öffentlicher Unterricht etc.) 5,979,703, die öffentliche Schuld 1901: 48,557,751 Pfd. Sterl., die letzte ist indessen durch die Eisenbahnen, Telegraphen etc. und das noch verkäufliche Land mehr als gedeckt. Zur Verteidigung der Kolonie haben sich Freiwilligenkorps gebildet in Stärke von 1902: 19,614 Mann, außerdem gibt es 281 Mann regulärer Truppen. Die Kolonie besitzt 4 Torpedoboote. Auckland, Wellington, Lyttelton und Dunedin sind befestigt. Das Wappen Neuseelands vgl. die Textbeilage zu den Tafeln »Wappen« (Australien).

[Geschichte.] Tasman entdeckte zuerst 1642 die Westküste der Südinsel von N. und nannte sie Staatenland; doch gaben die holländischen Geographen ihr schon im 17. Jahrh. den Namen Nova Zelandia. Cook nahm 1769 Besitz von N. im Namen Englands und umsegelte die Gruppe, die er wieder 1773–74 und 1777 besuchte. Eine Kolonisation Neuseelands begann 1814 mit der Gründung einer anglikanischen Mission durch Samuel Marsden an der Inselbai; 1822 folgten die Wesleyaner, 1837 die Katholiken. Das friedliche Missionswerk wurde gesto rt durch die blutigen Kriege unter Hongi 1820–28. Am 6. Febr. 1840 wurde mit den Maori der Vertrag von Waitangi abgeschlossen, worin die Häuptlinge die Oberhoheit Englands anerkannten. N., das bisher von Neusüdwales abhängig gewesen war, wurde nun eine selbständige Kronkolonie mit Auckland als Regierungssitz, das diesen Rang 1864 an Wellington abtrat. Aber schon 1843–46 und wieder 1860 empörten sich die Maori, die den Vertrag von 1840 nicht anerkennen wollten. Doch gelang es dem schon einmal als Gouverneur bewährten Sir George Grey, die Empörer, die aus einer neuen fanatischen Religion, dem Hauhauglauben, Begeisterung und Mut zum Widerstand schöpften, mit Hilfe der treu gebliebenen Maori bis 1870 zu unterwerfen. Kleinere Unruhen kamen 1881, 1883 und 1886 vor. Wissenschaftlich erforscht wurde das Land namentlich von Dieffenbach 1843, Hochstetter 1857 und dem Geologen der Kolonie, Haast. Politisch machte N. im letzten Jahrzehnt namentlich dadurch von sich reden, daß es sich allen Lockungen, dem 1900 geschaffenen Commonwealth of Australia als vollberechtigtes Glied beizutreten, hartnäckig verschloß. Die Seele dieses Widerstandes und der Anreger zahlreicher Reformen ist Neuseelands überaus selbständig auftretender Premierminister Rich. Seddon (s. d.). Staatssozialistisch in ihren heimischen Verfügungen, vertr-u Neuseelands Politik nach außen hin nachdrücklich den großbritischen[576] Reichsgedanken, was durch die Einführung des Pennyportos, zehn Sendungen von Freiwilligen nach Südafrika (1900 ff.), ihre Stellungnahme zu Chamberlains Zollplänen (1903), den Anschluß an das pazifische Kabel (1902) und andre Taten bezeugt wird.

Vgl. Hochstetter, Neuseeland (Hauptwerk, Stuttg. 1863); Meinicke, Die Inseln des Stillen Ozeans, Bd. 1 (Leipz. 1875); Jung, Der Weltteil Australien, Bd. 4 (das. 1883); Green, New Zealand high alps (Lond. 1883); Wakefield, New Zealand after fifty years (das. 1890); Gisborne, The colony of New Zealand, its history etc. (das. 1891) und New Zealand rulers and statesmen 1840–1897 (neue Ausg., das. 1897); Fitzgerald, Climbs in the New Zealand alps (das. 1896); Harper, Pioneer work in the alps of New Zealand (das. 1897); R. v. Lendenfeld, Neuseeland (Berl. 1900); H. D. Lloyd, Newest England, impressions of a democratic traveller (New York 1900); Loughman, New Zealand (Wellingt. 1901); Irvine u. Alpers, The progress of New Zealand in the century (Lond. 1902); Whitmore, Last Maori war (das. 1902); de Courte, La Nouvelle-Zélande (Par. 1904); P. Marshall, Geography of New Zealand (Christchurch 1905); Rusden, History of New Zealand (2. Aufl., Lond. 1896, 3 Bde.); Weule im 2. Band von Helmolts »Weltgeschichte« (Leipz. 1902); Siegfried, La démocratieen Nouvelle-Zélande (Par. 1904); Shortland, Maori religion and mythology (Lond. 1882); J. White, Ancient history of the Maori (das. 1889, 4 Bde.); Tregear, Maori race (das. 1905); Murray, Handbook for New Zealand (das. 1893, Reisehandbuch); Stones »New Zealand Annual«; »New Zealand official yearbook«; Coghlan, A statistical account of Australia and New Zealand (Sydney, jährlich); Karte: »Maps of the North and Middle Island of New Zealand« (8 Blatt, Wellington 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 574-577.
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