Fould

[804] Fould (spr. fūld), Achille, franz. Finanzminister, geb. 17. Nov. 1800 in Paris von jüdischen Eltern, gest. 5. Okt. 1867, übernahm mit seinem ältern Bruder, Benoit F., die Leitung des Pariser Bankhauses F.-Oppenheim. 1842 in die Kammer gewählt, zeigte er sich als eifriger Anhänger des Ministeriums Guizot und nahm oft das Wort in finanziellen Fragen Nach der Revolution von 1848 schloß er sich dem Präsidenten Ludwig Napoleon an und übernahm im Oktober 1849 das Portefeuille der Finanzen, das er bis Januar 1852 behielt, und half mit beim Staatsstreich vom 2. Dez. 1851; er nahm seine Entlassung wegen der Konfiskation der Orléansschen Güter. Als Finanzminister gab F. den ersten Anstoß zur Gründung des Crédit mobilier, bestrebte sich, das Vertrauen der Kapitalisten wieder zu wecken, regelte die Einregistrierungsabgaben, den Postdienst, hob den Zwangskurs der Banknoten auf und führte eine gleichmäßigere Verteilung der Grundsteuern ein. Bei seinem Rücktritt zum Senator ernannt, trat er schon 1852 wieder in das Ministerium als Staatsminister und Minister des kaiserlichen Hauses ein. Nachdem er 1860 aus dem Ministerium ausgeschieden war, richtete er im September 1862 ein Memoire an den Kaiser, worin er die Finanzlage Frankreichs als gefährdet darlegte und einem größern Einfluß der Kammer auf finanzielle Fragen das Wort redete. Der Kaiser nahm diese Vorschläge an und ernannte F. wiederum zum Finanzminister. Indessen legte dieser infolge der im Januar 1867 von dem Kaiser getroffenen Verfassungsveränderung, die ihm allzu große Zugeständnisse an die Opposition zu enthalten schienen, sein Portefeuille abermals nieder. – Sein Bruder Benoît, 1834–1838 Mitglied der Kammer, gest. 30. Juli 1858, zeichnete sich ebenfalls als Finanzmann aus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 804.
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