Gárschin

[344] Gárschin, Wßewolod Michajlowitsch, russ. Schriftsteller, geb. 14. (2.) Febr. 1855 auf einem Gut im Kreis Bachmut (Gouv. Jekaterinoslaw), gest. 5. April (24. März) 1888 in Petersburg, trat, in Petersburg vorgebildet, in das Berginstitut, verließ es aber 1877, um als Freiwilliger den russisch-türkischen [344] Feldzug mitzumachen. Im Herbste desselben Jahres verwundet nach Charkow gebracht, vollendete er daselbst sein bereits in Bulgarien begonnenes Erstlingswerk: »Vier Tage« (1877; deutsch von C. v. Jürgens in der »St. Petersburger Zeitung«, 1878), in dem er die Leiden und Phantasien eines nach der Schlacht im Gebüsch vergessenen Verwundeten schildert. Im Laufe der beiden folgenden Jahre schrieb er in Petersburg die Novellen: »Ein sehr kleiner Roman«, »Ein Vorfall«, »Der Feigling«, »Die Begegnung«, »Die Künstler«, »Attalea princeps« und »Die Nacht«. Von Jugend auf zur Melancholie geneigt und zugleich mit bewegter Phantasie begabt, verfiel er immer mehr grübelndem Tiefsinn, der ihn dem Wahnsinn entgegenzuführen drohte. 1883 wurde er Sekretär des Kongresses der Vertreter der russischen Eisenbahnen und schrieb die »Aufzeichnungen des Gemeinen Iwanow« und das für ihn besonders charakteristische Werk »Die rote Blume«, eine psychiatrische Studie. 1884 verfiel er wieder in Melancholie und schrieb bis zu seinem Tode nur noch »Nadeshda Nikolajewna« und zwei kleinere Erzählungen. G. gehört zur Schule Dostojewskijs, dessen psychologische Grübelei im verstärkten Grade bei ihm wiederkehrt und den Leser stört, so sehr ihn auch die dichterische Begabung Garschins fesselt. Sammlungen seiner Erzählungen erschienen Petersburg 1883, 1885 und 1888 (als Gesamtausg. das. 1896–97 in 3 Bdn.). Die meisten sind auch ins Deutsche übersetzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 344-345.
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