Gallĭerstatuen

[289] Gallĭerstatuen, Bezeichnung antiker Bildwerke, die, aus der pergamenischen Schule in der zweiten Hälfte des 3. Jahrh. v. Chr. hervorgegangen, das große Weihgeschenk bildeten, das der König Attalos I. von Pergamon zum Andenken an seinen Sieg über die Gallier (239 v. Chr.) auf der Akropolis zu Athen stiftete, oder die, wahrscheinlich in Pergamon aufgestellt, ähnliche Bedeutung hatten. Zu jenem Weihgeschenk, dessen 15 m lange, 4,8 m breite Basis auf der Akropolis gefunden worden ist, gehören ohne Zweifel drei Figuren im Dogenpalast zu Venedig, vier im Museum zu Neapel, eine im Vatikan und eine im Louvre zu Paris; die interessantesten sind die in Venedig, weil sich in ihnen Charakter und Gesichtszüge der Gallier am schärfsten ausprägen. Im Zusammenhang mit diesen Bildwerken stehen wahrscheinlich auch die berühmte Statue des sogen. sterbenden Fechters im kapitolinischen Museum zu Rom und die in Anlage, Material und scharfer Individualisierung damit verwandte Gruppe: der Gallier und sein Weib (früher Arria und Pätus genannt, s. Tafel »Bildhauerkunst VI«, Fig. 1) in der Villa Ludovisi daselbst. Die erstere Statue, im 16. Jahrh. in Rom gefunden und anfangs ebenfalls in der Villa Ludovisi befindlich, stellt einen am Boden auf seinem Schild im Todeskampf zusammengebrochenen Gallier dar, der, um dem Feinde zu entrinnen, sich selbst getötet hat (Waffen und Halskette, die Torques der Gallier, bezeichnen seine Heimat), die andre einen Gallier, der aus dem gleichen Grunde seinem Weib und sich selbst den Tod gibt, beide die schönste Verherrlichung des unbändigen, aber edlen Freiheitsstolzes der Barbaren. Vgl. Bildhauerkunst, S. 865.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 289.
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