[476] Weihgeschenk (griech. anáthēma, Plur. anathēmata), von den Alten aus verschiedenen Gründen (Dank, Bitte, Strafe) den Göttern dargebrachte Geschenke verschiedenster Art (Dreifüße, Waffen, Gewänder, Teppiche, Bildwerke, goldene Kränze etc.). Sie füllten oft massenhaft die Tempel und deren Umgebung und waren als göttlicher Besitz selbst heilig. Das W. ist ursprünglich der den Göttern zufallende Vorzugsanteil an jedem Gewinn. Ein Teil der als W. im Tempel niedergelegten Gebrauchsgegenstände diente dem Kultus bei Opfern und Festen, der größere Teil wurde als bloße Kostbarkeit in besondern Schatzhäusern ausgehoben. Im Tempel des Apollon auf Delos zählte 180 v. Chr. das Tempelinventar 1600 goldene und silberne Schalen. Erhalten sind namentlich zahlreiche Weihreliefs (als solches ist z. B. zu betrachten das berühmte Orpheusrelief; s. Orpheus), aber auch große Denkmäler, wie die Nike des Paionios (s. d.) in Olympia und die Schlangensäule (s. d.) von Platää. Vgl. Reisch, Griechische Weihgeschenke (Wien 1890); Hock, Griechische Weihegebräuche (Würzb. 1905).