Gartenbauschulen

[349] Gartenbauschulen (Gärtnerlehranstalten) bezwecken eine vollständige, theoretisch-praktische Durchbildung junger Gärtner mit hinreichender Schulbildung, oder nur die Erzielung einer verständnisvollen Routine in allen oder einzelnen Fächern des Gartenbaues. Danach unterscheidet man höhere und niedere G. und Lehranstalten für ganz spezielle Zwecke. Preußen hat drei königliche Institute: Die Gärtnerlehranstalt in Dahlem (bei Berlin, früher in Potsdam) fordert die Reise für Obersekunda und Absolvierung einer zweijährigen Lehrzeit, sie hat zweijährigen Kursus und bezweckt die wissenschaftliche und künstlerische Ausbildung der Eleven unter Bevorzugung der Landschaftsgärtnerei (vgl. die Jubiläumsschrift von Echtermeyer: »Die königliche Gärtnerlehranstalt am Wildpark bei Potsdam 1824–1899«; Berl. 1899). Die königliche Lehranstalt für Obst- und Weinbau zu Geisenheim mit zweijährigem Kursus fordert mindestens halbjährigen Besuch der Tertia, sie bietet auch einen einjährigen Kursus für Gartengehilfen und Spezialkurse für Obst- und Weinbau. Das Pomologische Institut in Proskau bei Oppeln, ebenfalls mit zweijährigem Kursus, bevorzugt den Obstbau. Mit dem Institut ist eine physiologische Versuchsstation verbunden. Die Gartenbauschule in Dresden für zukünftige Handelsgärtner erteilt nur theoretischen Unterricht und fordert Tertianerbildung oder das Reifezeugnis einer höhern Bürgerschule. Von Privatinstituten ist das Pomologische von Lucas in Reutlingen das bedeutendste. Außerdem gibt es eine größere Anzahl von durch Regierungen oder Vereine begründeten niedern Obst- und Gartenbauschulen in Preußen, Bayern, Württemberg, Sachsen, Baden etc. Von ausländischen G. sind besonders diejenigen in Gent und Wien hervorzuheben. Von G. für junge Mädchen besserer Stände ist die größte in Marienfelde bei Berlin, sie will gärtnerische Kenntnisse, wie sie etwa die Gutsbesitzersfrau gebraucht, verbreiten und zur Not ein Mädchen befähigen, eine Obst- und Gemüsegärtnerei zu leiten. In allen Teilen des Reiches haben Landwirtschaftskammern und größere Bezirksobstbauvereine Unterrichtskurse für Obstzüchter unter Leitung von Wanderlehrern eingerichtet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 349.
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