Echtermeyer

[352] Echtermeyer, 1) Ernst Theodor, Schriftsteller und Kritiker, geb. 1805 in Liebenwerda, gest. 6. Mai 1844 in Dresden, studierte in Halle die Rechte, ging aber in Berlin zur Philosophie und Geschichte, namentlich Ästhetik und Literaturgeschichte, über, ward darauf Lehrer am Gymnasium in Zeitz und 1831 Oberlehrer am Pädagogium in Halle und siedelte Ostern 1841 nach Dresden über. Er gründete mit A. Ruge die »Halleschen Jahrbücher«, von deren Redaktion er sich aber in Dresden zurückzog, und den »Deutschen Musenalmanach« (1840). Mit Moritz Seyffert gab er die »Anthologie aus neuern lateinischen Dichtern« (Halle 1834–35, 2 Tle.) und »Carmina aliquot Goethii et Schilleri latine reddita« (das. 1833) heraus, mit L. Henschel und K. Simrock: »Quellen des Shakespeare in Novellen, Märchen und Sagen« (Berl. 1831, 3 Bde.; zweite, von Simrock allein bearbeitete Auflage, Bonn 1870, 2 Bde.). Großen Beifall fand seine »Auswahl deutscher Gedichte« (Halle 1837; 34. Aufl., hrsg. von Rausch, 1903).

2) Karl, Bildhauer, geb. 27. Okt. 1845 in Kassel, studierte bis zu seinem 20. Jahr auf der dortigen Akademie, trat dann in Dresden in das Atelier von Hähnel, unter dessen Leitung er 1868 und 1870 die Bronze statuetten eines tanzenden Fauns und einer tanzenden Bacchantin (beide in der Nationalgalerie zu Berlin) schuf. Nachdem er das Jahr 1870 in Italien verlebt hatte, gründete er in Dresden ein eignes Atelier und fand alsbald Gelegenheit, größere Aufgaben auszuführen, in denen sich eine glückliche Vereinigung des Realen mit dem Idealen ausspricht. Es sind die oben genannten Figuren in Sandstein für das neue Hoftheater in Dresden, für die neue Gemäldegalerie in Kassel zwei Karyatiden in Sandstein und acht lebensgroße Länderstatuen in Marmor, die durch seine Charakteristik und durch vortreffliche Marmortechnik gleich ausgezeichnet sind, für das Innere des Schlosses zu Meißen die Statue des Kurfürsten Friedrich des Streitbaren und für das Polytechnikum in Braunschweig die kolossalen Sandsteingruppen der von der Jugend umgebenen Kunst und Wissenschaft und die Kriegerdenkmäler für Dortmund und Unna in Westfalen. Seit 1883 ist E. als Professor an der Technischen Hochschule in Braunschweig tätig; dort schuf er unter anderm das Denkmal für Franz Abt mit einer lebensvollen Gruppe singender Kinder am Sockel, mehrere Statuen deutscher Fürsten für das neue Rathaus in Hamburg, das Denkmal Immermanns und das durch monumentale Wucht ausgezeichnete Denkmal Bismarcks, beide für Magdeburg (1899), und das Denkmal des Reformators Bugenhagen für Braunschweig (1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 352.
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