Gay

[396] Gay, 1) (spr. gē) John, engl. Dichter, geb. 1685 bei Barnstaple in Devonshire, gest. 4. Dez. 1732 in London, widmete sich anfangs dem Handelsstand, wurde 1712 Sekretär der Herzogin von Monmouth und 1714 Gesandter des Grafen von Clarendon zu Hannover. Er veröffentlichte: »Rural sports« (Lond. 1713), mit einer Widmung an Pope, die ihm dessen Freundschaft erwarb; die Posse »Trivia, or tue art of walking the streets of London«, interessant durch ihre genaue Sittenschilderung (das. 1714); eine Parodie der Idyllen des Ambrose Philips: »The shepherd's week« (das. 1714), reich an Witz wie an naturgetreuen ländlichen Schilderungen; die Parodie »Town-eclogues«; mehrere Lustspiele, wie: »The wife of Bath« (das. 1713), die jedoch wenig Beifall fanden; eine Sammlung seiner »Poems« (1720), die großen Erfolg[396] hatte; ein Trauerspiel. »The captives« (1724), und »Fables« (1726; neueste Ausg. von Dobson, 1882), das Bedeutendste, was bisher von englischen Dichtern in dieser Gattung geleistet worden war. Seine »Beggars' opera« (1728) ward 63mal hintereinander ausgeführt und verdrängte das bisher herrschende italienische Lustspiel völlig von der Bühne. Eine Fortsetzung derselben, »Polly«, durfte nicht ausgeführt werden, weil der Hof und der Erzbischof von Canterbury sich dadurch beleidigt fühlten, brachte aber, auf Subskription gedruckt, dem Dichter die Summe von 1200 Pfd. Sterl. ein. Eine Sammlung seiner »Works« erschien zuerst London 1722–25 in 6 Bänden, ein Neudruck seiner Singspiele 1898 von G. Sarrazin.

2) Sophie, geborne Nichault de Lavalette, franz. Schriftstellerin, geb. 1. Juli 1776 in Paris, gest. daselbst 5. März 1852, heiratete in zweiter Ehe den Generalsteuereinnehmer G., lebte dann zehn Jahre lang bald in Aachen, bald in Paris, indem sie in beiden Städten ihren Salon zum Mittelpunkt geselligen, geistigen Lebens machte, später ganz in Paris. Ihre drei ersten Romane. »Laure d'Estell« (1802), besonders »Léonie de Montbreuse« (1813) und »Anatole« (1815), sind ihre besten Werke; sie zeichnen sich durch geistreiche, seine Beobachtung, tiefes und zartes Gefühl und einen eleganten, lebhaften Stil aus. Auch ihre Theaterstücke (»Le marquis de Pomenars« u. a.) hatten einen gewissen Erfolg. Außerdem verfaßte sie eine große Anzahl von Romanzen, Abhandlungen etc., die z. T. sehr berühmt worden sind.

3) Delphine, Tochter der vorigen, s. Girardin.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 396-397.
Lizenz:
Faksimiles:
396 | 397
Kategorien: