[615] Georgīna Willd. (Dahlia Cuv., Georgine, benannt nach dem Petersburger Akademiker Georgi und dem schwedischen Botaniker Dahl), Gattung der Kompositen, Stauden mit knolligem Wurzelstock, gegenständigen, ein- bis dreifach fiederteiligen Blättern und großen, langgestielten nickenden Blütenköpfen, deren Randblüten zungenförmig und deren Scheibenblüten röhrig sind. Die Samen sind zusammengedrückt-eiförmig, ohne Samenkrone, undeutlich zweihörnig. Von den neun Arten in der mexikanischen Hochebene ist G. variabilis Willd. (s. Tafel »Gartenpflanzen II«, Fig. 8) eine in nach Tausenden zählenden Varietäten kultivierte Zierpflanze, die sich durch ungemein große Veränderlichkeit auszeichnet. Bis zur Mitte des 19. Jahrh. war man bemüht, möglichst volle, prall gefüllte Blumen in den verschiedensten Farben zu erzielen. Man unterschied nach der Form der Blüten: anemonenblütige, mit großen Strahlblättern (Blüten) und kleinen, in Form einer Halbkugel geordneten Scheibenblättern (Blüten), meistens unregelmäßig, daher jetzt selten gezogen; kugelblütige, mit zahlreichen, gleich geformten, sich nach hinten zurücklegenden Blumenblättern (Blüten); flachblätterige, mit gleichgeformten, flach ausgebreiteten, in der Regel zurückgebogenen Blumenblättern; röhrenblütige, mit röhrigen, und ohrblütige, mit ohrförmigen Blumenblättern (s. Tafel »Gartenpflanzen II«, Fig. 11). Sie treten in allen Farbennuancen vom zartesten Weiß bis zum dunkelsten Schwarzpurpur auf. Die Liliputgeorginen haben sehr kleine, reizend geformte Blüten, die Zwerggeorginen sind von niedrigem, zwerghaftem Wuchs und zur Topfkultur geeignet. Seit Anfang der 1870er Jahre sind wieder einfach blühende Spielarten unter dem Namen Dahlien in mannigfachen Farben und Zeichnungen beliebt geworden und namentlich auch die Kaktusdahlien (Fig. 10), deren Blüten von dem streng symmetrischen Bau der ältern gefüllten Dahlien wesentlich abweichen und sich durch spitze (wie bei D. Juarezi, Fig. 9), strahlige, nadelartige, gewundene, namentlich aber gelockte Blüten auszeichnen und an die Blüten von Cereus speciosissimus erinnern. Die Knollen werden an frostfreien, trocknen Orten überwintert und im Frühjahr, sobald keine Nachtfröste mehr zu befürchten sind, etwa 5 cm tief ausgepflanzt. Die Vermehrung geschieht durch Teilung der Knollen oder durch Stecklinge, die man von den mit überflüssigen Keimen versehenen Knollen abnimmt, sobald sie etwa 10 cm lang geworden sind. Neue Spielarten erzieht man aus Samen, den man von den ersten Blüten besonders schöner Varietäten sammelt. Die Georgine kam 1784 nach Madrid, 1787 nach England, 1804 nach Deutschland (Botanischer Garten in Berlin, wo zahlreiche Farbenvarietäten gewonnen wurden). 1808 wurde in Karlsruhe die erste gefüllte Dahlie erzogen, und 1824 begann Deegen in Köstritz seine erfolgreichen Kulturen. Vgl. Gerhard, Zur Geschichte, Kultur und Klassifikation der Georginen (2. Aufl., Leipz. 1836); Magerstedt, Geschichte und Kultur der Georginen (Sondersh. 1843); Pomsel, Die Georgine (Dresd. 1885).