Nachtfrost

[364] Nachtfrost, das Sinken der Lufttemperatur unter den Gefrierpunkt während der Nacht. Die Ursache des Nachtfrostes ist die Wärmeausstrahlung in klaren und windstillen Nächten. Ist die Luft feucht, so entsteht Kondensation und damit Tan und Nebel, wo durch die Frostgefahr erheblich vermindert wird. An tief gelegenen, feuchten Orten ist der N. zuweilen eine Folge der Verdunstungskälte. Am meisten gefürchtet wird der N. im Frühling, wo die jungen Pflanzen noch nicht genug widerstandsfähig sind. Um sie zu schützen, wendet man verschiedene Methoden an, die alle Verhinderung der Ausstrahlung bezwecken, und zwar entweder durch Erzeugung künstlicher Wolken mittels Rauches und Wasserdampfes oder durch Errichtung von lustigen Schutzdächern (Matten, Segelleinwand etc.). Ersteres Verfahren, das besonders in den Weingärten Frankreichs, in den Obstanlagen Nordamerikas und in Finnland ausgebildet ist, erfordert schwach geneigtes Terrain, damit der am höchsten Teil auf zahlreichen Feuerstellen durch Anzünden starken Rauch gebender Substanzen, wie Gras, Hen, Gasteer, Torffackeln etc., erzeugte Rauch sich langsam abwärts ausbreiten kann. Die Schutzdächer sind kostspieliger, werden aber neuerdings in den Obstplantagen Kaliforniens mit Nutzen angewendet. Zur Alarmierung des Gärtnerpersonals bei drohendem N. wird ein Thermometer benutzt, das ein Läutwerk in Tätigkeit setzt, sobald die Temperatur auf 1,5° gesunken ist. Vgl. Lemström, On nightfrosts (Helsingfors 1893); Trabert, Die Bekämpfung der Frostgefahr (in der »Meteorologischen Zeitschrift«, 1899); Mc Adie, Frost-fighting (in »Monthly Weather Review«, 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 364.
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