Georges

[611] Georges (spr. schorsch'), Marguerite Josephine Weymar, genannt »Mademoiselle G.«, franz. Schauspielerin, geb. 23. Febr. 1786 in Bayeux, gest. 11. Jan. 1867 in Passy bei Paris, betrat als Kind in Amiens die Bühne und debütierte 1802 in Paris am Théâtre-Français mit glücklichem Erfolg. Ihre körperlichen und geistigen Vorzüge fesselten Napoleon, der in ein Liebesverhältnis zu ihr trat. 1808 verließ sie plötzlich Paris, ging nach Petersburg, wo der Kaiser von Rußland sie reich beschenkte, 1812 nach Dresden, wo sie mit Talma vor Napoleon spielte, und kehrte 1813 in ihre frühere Stellung nach Paris zurück. 1816 gastierte sie in London und ließ sich sodann beim Odéon, später beim Theater der Porte St.-Martin in Paris engagieren, wo sie die Hauptstütze des neuen romantischen Dramas wurde. 1840 wandte sie sich an der Spitze einer Gesellschaft wieder nach Deutschland und Rußland und spielte, nach Frankreich zurückgekehrt, bis in ihre letzten Jahre in der Provinz und in Paris, noch im Alter teils durch ihren Namen, teils durch die Erinnerung an ihre Königinnen im klassischen Drama: Klytämnestra, Dido, Semiramis, ihre Schöpfungen im Odéon: Jeanne d'Arc, Christine zu Fontainebleau, und ihre Leistungen im romantischen Drama: Lucrezia Borgia, Maria Tudor etc., immer wieder das alte Interesse wachrufend. Blitzartige Durchdringung des Gesamtcharakters der darzustellenden Persönlichkeit, aus der alle Einzelheiten und Schattierungen der Darstellung folgerichtig erwuchsen, zeichneten sie besonders aus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 611.
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