[853] Giocondo (spr. dscho-), Fra Giovanni, ital. Altertumsforscher und Architekt der Frührenaissance, geb. 1435 in Verona, gest. 1. Juli 1515 in Rom, scheint die erste Hälfte seines Lebens hauptsächlich der klassischen Gelehrsamkeit gewidmet zu haben, die er mit dem Studium der antiken Architektur verband. In dieser Periode unterrichtete er den berühmten Julius Cäsar Scaliger auf dessen väterlichem Landsitz Lodrone (zwischen Brescia und Trient) in der griechischen und lateinischen Sprache. In Rom und andern Städten Italiens sammelte G. mehr als 2000 Inschriften, die er Lorenzo de' Medici widmete; eine Abschrift davon befindet sich in der Biblioteca Magliabechiana zu Florenz. Er schrieb Noten zu Cäsar, Vitruv, Frontinus; sein Vitruv erschien zuerst in Rom 1511. Andre klassische Schriften, wie Catos »De rebus rusticis«, ließ er zum erstenmal drucken. Sein Ruf als Architekt war bereits begründet, als ihn Ludwig XII. 1499 zum Bau der Brücke Notre-Dame nach Paris kommen ließ. Während seines Aufenthalts daselbst fand er ein 1508 von Aldus Manutius herausgegebenes Manuskript von Plinius dem jüngern auf. 1509 hatte er Treviso gegen den Kaiser Maximilian zu befestigen. 1514 wurde er nach Rom berufen, wo er als Architekt von St. Peter in Gemeinschaft mit Raffael und Giuliano da San Gallo kurze Zeit tätig war. In seiner Vaterstadt erbaute er den Palazzo del Consiglo.