Giorgione da Castelfranco

[855] Giorgione da Castelfranco (spr. dschordschōne), ital. Maler (eigentlich Giorgio Barbarelli), geb. 1478 in Castelfranco, gest. 1511 in Venedig, bildete sich in Venedig bei Giovanni Bellini, war dann um 1500 wieder in Castelfranco für den Condottiere Costanzo als Freskomaler tätig und malte dort 1504 für die ehemalige Kapelle Costanzo ein Altarbild mit der thronenden Madonna und den Heiligen Liberale und Franziskus (jetzt in der Hauptkirche daselbst), eine der herrlichsten Schöpfungen der venezianischen Malerei, in der sich bereits Größe der Auffassung mit ausgereifter Schönheit und vollster Leuchtkraft des Kolorits paart. Um 1505 kehrte G. wieder nach Venedig zurück, wo er zahlreiche jetzt zerstörte Fresken an Häuserfassaden, unter andern 1508 am Fondaco dei Tedeschi (noch etwas sichtbar), ausführte. Von Staffeleibildern des Künstlers sind noch beglaubigt: die sogen. Familie des G. (Venedig, Palazzo Giovanelli), drei Figuren in einer herrlichen Landschaft, womit G. das erste reine Landschaftsbild der italienischen Malerei schuf, und die drei Philosophen in einer Gebirgslandschaft (Wien, Hofmuseum). Außerdem schreibt man ihm auf Grund von Stilverwandtschaft mit den obigen Gemälden noch zu: das Konzert (Florenz, Palazzo Pitti), drei lebensgroße Halbfiguren, die Feuerprobe des kleinen Moses, das Urteil Salomonis und das Bildnis eines Malteserritters (Florenz, Uffizien), Madonna mit Antonius und Rochus (Madrid, Museum), kreuztragender Christus (früher in Vicenza, Casa Loschi, jetzt in Boston bei Mrs. Gardner), weibliches Bildnis (Rom, Galerie Borghese), Apollo und Daphne (Venedig, Seminario Patriarcale), Judith (Petersburg, Eremitage), ländliches Konzert (Paris, Louvre), schlafende Venus (Dresden, Galerie) und ein männliches Bildnis (in der Berliner Galerie). Die Blüteperiode der venezianischen Malerei eröffnend, hat G. zugleich in seinem kurzen Leben durch eine Reihe von Meisterwerken ihren Höhepunkt erreicht. Große Gestaltungskraft, erhabene Auffassung und eine reiche poetische Phantasie verbanden sich in ihm mit einer koloristischen Begabung, welche die tiefsten Wirkungen hervorbrachte. Vgl. Conti, Giorgione (Mail. 1894); Cook, Giorgione (Lond. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 855.
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