Glücksrad

[52] Glücksrad, in der Kunst des Mittelalters die Darstellung eines Rades, an dessen Speichen sich Figuren festhalten, die je nach der Drehung des Rades bald oben, bald unten schweben. Es soll dadurch der Wechsel des Glückes und aller menschlichen Dinge symbolisiert werden. Die Figuren sind meist weltliche und geistliche Fürsten; auch die sechs Lebensalter oder Narren mit Eselsköpfen finden sich öfters darunter. Darstellungen des Glücksrades kommen vom 12.–16. Jahrh. häufig in Bilderhandschriften, auf Glasfenstern, fliegenden Blättern und in Holzschnittbüchern vor. Bei Kirchenbauten wurde es oft als Einfassung der Radfenster über den Portalen angebracht, z. B. bei San Zeno in Verona, bei dem Münster in Basel u.a. Vgl. Wackernanel, Das G. und die Kugel des Glücks (in den »Kleinen Schriften«, Bd. 1, S. 241); Weinhold, G. und Lebensrad (in den Abhandlungen der königlich preußischen Akademie der Wissenschaften, Berl. 1892). Heute nennt man G. ein Rad, das bei Verlosungen, Lotterien etc. gebraucht wird, und aus denen beim Umdrehen die Nummern der Gewinne herausfallen oder herausgezogen werden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 52.
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