[69] Go, das Nationalspiel der Japaner, ist ein Brettspiel, das von zwei Personen auf einem quadratischen Brett von 19mal 19 Linien, also 361 Durchschnittspunkten, mit 180 (unter sich vollkommen gleichen) schwarzen Steinen für den einen Spieler und 180 weißen Steinen für den andern gespielt wird. Die beiden Gegner setzen abwechselnd immer einen Stein auf einen beliebigen unbesetzten Durchschnittspunkt (also nicht wie beim Schach auf die Felder). Der Hauptzweck des Spieles besteht in dem Bilden von Ketten, um mittels derselben möglichst viel Raum zu gewinnen und die Steine des Gegners zu erobern.
Unter einer Kette versteht man eine Folge von Steinen, die eine Anzahl von Durchschnittspunkten vollständig einschließt. Stellt nebenstehende Abbildung die Ecke des Brettes links unten vor, in der auf b3, b4, c2, c5, d1, d6, e2, e4, e6, f3, f5 schwarze Steine stehen, so bilden diese eine Kette, welche die unbesetzten oder »freien« Punkte c3, c4, d2, d3, d4, e3 und die weißen Steine d 5, e 5 vollständig einschließt. Noch ein schwarzer Stein auf d 4, und die weißen Steine d 5, e 5 wären getötet. Greifen eine einfachste schwarze und eine einfachste weiße Kette ineinander, so entsteht das »Ko«, in dem das gegenseitige Töten nicht unmittelbar aufeinander folgen darf. Der Gewinn oder Verlust richtet sich nach der Zahl der in den Ketten befindlichen freien Punkte und der getöteten Steine.
Das Go ist nicht nur das älteste aller bekannten Spiele, sondern auch eins der interessantesten und geistreichsten. Es wurde zwischen 2350 und 1770 v. Chr. in China erfunden und gelangte im 8. Jahrh. n. Chr. nach Japan, wo es seither leidenschaftlich gespielt und gepflegt wurde. Bis 1868 gab es in Japan sogar eine Go-Akademie, an der dieses Spiel von einer großen Zahl von Professoren gelehrt wurde. Die schon bis zu einer gewissen Meisterschaft vorgedrungenen Gospieler werden nach neun Rangstufen klassifiziert, so daß der Spieler der neunten Klasse, ein »Kudang«, der absolut beste Spieler ist. Versuche, das Go in Europa einzubürgern, sind gleichwohl mißlungen, da es mit dem Schach vermöge der glänzenden Augenfälligkeit der Kombinationen dieses letztern ooch nicht konkurrieren kann. Vgl. Schurig, Go, das Nationalspiel der Japanesen (3. Aufl., Leipz. 1888).