[518] Gummi arabĭcum (Gummi Mimosae, arabisches Gummi, Mimosengummi, Akaziengummi), aus der Rinde von Acacia-Arten gewonnenes Gummi, stammt hauptsächlich non Acacia Verek und tritt meist freiwillig aus; nur selten werden die Gummibäume angeschnitten. Andre Arten liefern weniger und meist braunes oder rötliches G. (vgl. Acacia). Die Gummiernte wird sehr stark durch die Witterung beeinflußt, auch richten Elefanten in den Gummiwäldern gelegentlich die größten Verwüstungen an. G. bildet runde oder längliche, auch wurmförmige, zerbrechliche, rissige, farblose, gelbe bis braunrote, mehr oder weniger durchsichtige und auf dem muscheligen Bruch glasglänzende Stücke vom spez. Gew. 1,851,6 und der Härte des Steinsalzes. Es löst sich bei gewöhnlicher Temperatur in seinem gleichen Gewicht Wasser und gibt eine opalisierende, dicke, klebrige, sauer reagierende, fade schmeckende Flüssigkeit; auch bei 100° nimmt Wasser nicht viel mehr G. auf, doch erfolgt die Lösung dann etwas schneller. Die Lösung mischt sich mit Glyzerin, das auf trocknes G. nur wenig einwirkt. 100 Weingeist von 20 Volumprozent lösen 57, bei 50 Volumprozent nur 4 G. Die wässerige Lösung des G. polarisiert nach rechts oder links, bei den besten Sorten nach links, wird bei längerm Stehen unter Zuckerbildung sauer und schimmelt. Zur Verhinderung des Schimmelns ist ein geringer Zusatz von Chinin empfohlen worden. Die Lösung wirkt diastatisch, verwandelt Stärke in Dextrin. Lufttrocknes G. verliert bei 100° noch 1217 Proz. Wasser und nimmt nach dem Trocknen dieselbe Menge Wasser an der Luft wieder auf. Bei 100° erleidet das G. bereits eine gelinde Röstung, und bei 150° wird es schwerer löslich. Das Gummi enthält 0,361 Proz. Dextrose, Spuren von Harz und Farbstoffen. Beim Verbrennen hinterläßt es etwa 3 Proz. Asche, die im wesentlichen aus kohlensaurem Kalk besteht. Dieser Gehalt an Kalk ist wesentlich, denn das G. ist als ein saures Salz der Arabinsäure (Arabin) zu betrachten, entsprechend der Formel (C12H21O11)2Ca+3(C12H22O11+3H2O). Der Gummischleim ist eine Lösung von 1 Teil G. in 2 Teilen Wasser (»Deutsches Arzneibuch«). Im Handel unterscheidet man 1) Arabisches Gummi (Nilgummi), hauptsächlich von Acacia Verek, aus dem Nordosten Afrikas, besonders aus dem Nilgebiet. Mit diesem stimmt überein das Gummi aus dem Innern Arabiens, das über Aden und Makalla in den Handel kommt. Die wichtigsten Sorten des Nilgummis sind Kordofangummi (das beste), Sennaargummi, Suakingummi, Geddahgummi und Somalgummi. 2) Senegalgummi, von A. Verek, in vielen Sorten, seit dem 17. Jahrh. für Frankreich von Bedeutung, hat es seit den kriegerischen Verhältnissen in den Nilländern das Kordofangummi vielfach ersetzt. 3) Deutschafrikanische Gummiarten aus Deutsch-Südwest- und Ostafrika, von verschiedenen Acacia-Arten abstammend, z. T. sehr gut, z. T. von geringem Wert. 4) Indisches Gummi, von A. arabica und A. Farnesiana, ist billig, aber von geringem Wert. Als indisches Gummi geht auch das Gummi von Feronia elephantum, einer Aurantiazee, von Odina Wodier, einer Anakardiazee, und Anogeissus latifolia, einer Kombretazee. 5) Australisches Gummi (Wattle gum), von A. pycnantha, rotbraun, durchscheinend, aber von den andern gefärbten Sorten vorteilhaft unterschieden. Kleinere Mengen von G. liefern auch das nordwestliche Afrika (marokkanisches oder Mogadorgummi), Tunis, Angola, Benguella etc.
Man benutzt das reinste Gummi in der Likörfabrikation, zu seinen Appreturen für Seidenwaren und Spitzen und in der Medizin; geringere Sorten als Kleb- und Bindemittel, im Zeugdruck, zur Bereitung von Wasserfarben, Zündhölzern, ordinären Appreturen, für den Steindruck; die geringsten Sorten zur Darstellung von Tinte. Für sehr viele Zwecke ist das G. vorteilhaft durch Dextrin ersetzt worden. Zur Prüfung des sehr verschiedenen Verdickungsvermögens der Gummisorten benutzt man das Viskosimeter (s. d.). Zum Bleichen des Gummis löst man es in 612 Teilen einer gesättigten wässerigen Lösung von schwefliger Säure, kocht nach der Entfärbung, versetzt die Lösung mit kohlensaurem Baryt, erhitzt zum Kochen und filtriert durch eine zwischen zwei Stücken Leinwand liegende Schicht von feuchtem Tonerdehydrat. Die alten Ägypter benutzten Kami (griech. kommi) in der Malerei und bezogen es aus dem Lande Punt. Hippokrates benutzte G. medizinisch, Herodot kannte es als Bestandteil der Tinte. Auch den Römern war G. bekannt, und die arabischen Ärzte benutzten es als Heilmittel. Im Mittelalter wurde es nur wenig angewendet, und es kamen sehr geringe Mengen nach Europa; doch scheint es niemals ganz gefehlt zu haben. Seit Ende des 18. Jahrh. wurde es in immer steigender Menge industriell verwendet. Das Senegalgummi war in Europa wohl seit dem 14. Jahrh. bekannt, für den[518] Welthandel erlangte es seit den 30er Jahren des 19. Jahrh. Bedeutung. Vgl. Andés, G. und dessen Surrogate (Wien 1896).
Adelung-1793: Schweins-Gummi, das · Kirsch-Gummi, das · Gummi, das
Herder-1854: Gummi mimosae · Gummi elasticum · Gummi
Lemery-1721: Gummi arabicum · Gummi Senegal · Olampi Gummi · Gummi gutta · Chibou Gummi · Gummi Ammoniacum
Lueger-1904: Gummi [2] · Gummi [3] · Mineralisches Gummi · Gummi [1] · Arabisches Gummi · Australisches Gummi · Borneo-Gummi
Meyers-1905: Gummi Tragacanthae · Gummi nostras · Gummi, australisches · Ostindisches Gummi · Gummi-resinae · Gummi Kutera · Gummi · Arabisches Gummi · Gummi elasticum · Gummi Gettania · Gummi Elemi
Pierer-1857: Gummi arabĭcum · Orenburgisches Gummi · Gummi toridonense · Sassa-Gummi · Uralisches Gummi · Turisches Gummi · Schleimiges Gummi · Gummi · Babylonisches Gummi · Arabisches Gummi · Ammonisches Gummi · Barbarisches Gummi · Gelbes Gummi · Gamboye-Gummi · Gambienser Gummi