Haspinger

[863] Haspinger, Joh. Simon, als Ordensgeistlicher Joachim genannt, Tiroler Patriot, geb. 28. Okt. 1776 zu St. Martin im Gsieß im Pustertal, gest. 12. Jan. 1858 in Salzburg, war für den geistlichen Stand bestimmt, kämpfte inmitten der Studienzeit 1796, 1797 und 1799–1801 in den Scharen der Tiroler Landesverteidigung gegen die Franzosen, trat 1802, nachdem er medizinische Studien getrieben, in den Kapuzinerorden, erhielt 1805 die Priesterweihe und das Amt als Prediger im Kloster zu Schlanders im Vintschgau. Gleichwohl gehörte er dem Geheimbund der Tiroler Patrioten von 1808 an, nahm 1809 an dem Befreiungskampf Tirols hervorragenden Anteil und trug namentlich zu den beiden Siegen auf dem Isel (29. Mai und 13. Aug.) wesentlich bei; auch bewirkte er im Eisacktal die Vernichtung einer ganzen sächsischen Kolonne durch die berufenen »Steinbatterien« (Anfang August). Die tollkühne zweite Erhebung (im November) unter Andreas Hofer war das leidige Werk des fanatischen, rauflustigen H., der jenem den Wiener Frieden als nicht geschlossen darstellte. 1810 von den Bayern geächtet, mußte er Tirol verlassen, durchzog Graubünden, hielt sich dann zu Tschengls im Vintschgau neun Monate lang verborgen und kam durch die Schweiz und Italien, wo er seinen Weg mitten durch die französische Armee nahm, endlich 31. Okt. 1810 nach Wien. Er war seit 1815 Pfarrer zu Traunfeld in Niederösterreich, wurde 1836 pensioniert und lebte sodann zu Hietzing bei Wien, begleitete aber 1848 als Feldprediger eine Kompagnie Tiroler Feldjäger nach Italien und ließ sich 1854 zu Salzburg im kaiserlichen Schloß Mirabell nieder, wo er starb. Seine Leiche ward in Innsbruck neben derjenigen Andreas Hofers beigesetzt. Vgl. Schallhammer, Biographie des Joachim H. (Salzburg 1856).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 863.
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