Heimdall

[85] Heimdall (d. h. »der über der Welt Glänzende«), in der nord. Mythologie einer der Asen (s. d.) und ursprünglich wahrscheinlich der Gott des ersten Frühlichts. Er ist ein Sohn Odins und von neun Schwestern (den Wellen, aus denen sich das Morgenrot erhebt) geboren. Daher ist er von allen Wesen zuerst wach und eignet sich, da er weniger Schlaf bedarf als ein Vogel, besonders zum Wächter des Himmels. Sein Palast Himinbjorg ist unmittelbar an der Brücke Bifrost (s. d.) erbaut; von hier aus schaut er über alle Welten. Wenn einst am Ende der Tage die den Asen feindlichen Dämonen heranziehen, wird er in das Gjallarhorn blasen und dadurch die Götter zum letzten Kampf erwecken. In diesem töten H. und Loki sich gegenseitig. H. heißt auch Gullintanni (»goldene Zähne habend«) und sein Roß Gulltopp (»goldglänzendes Stirnhaar habend«). In dem eddischen Gedicht »Rigsthula« wird von H. erzählt, daß er unter dem Namen Rig die Stammväter der drei menschlichen Stände (Sklaven, Freie und Edle) erzeugte. Über den Mythus von H. und dem Brisingamen s. d.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 85.
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