Hektograph

[130] Hektograph (griech.), Apparat zur Vervielfältigung von Schriftstücken ohne Anwendung einer Presse, besteht im wesentlichen aus einem flachen Blechkasten, der eine elastische Platte enthält, auf welche die mit einer sehr ausgiebigen Anilintinte angefertigte Schrift durch Auflegen und Andrücken des Papiers übertragen wird. Legt man dann ein schwach befeuchtetes Blatt Papier auf die Platte und übt mit der Hand oder mit einer Walze einen mäßigen Druck aus, so wird eine hinreichende Menge Farbstoff an das Papier abgegeben, um eine deutliche Kopie zu liefern. Es bleibt aber so viel Farbstoff auf der Platte, um nacheinander eine große Anzahl von Kopien (bis zu 100, daher der Name H.) anfertigen zu können. Die Masse zu der Platte wird nach Kwaisser und Husak (1879) aus 1 Teil Gelatine, 4 Teilen Glyzerin von 30° B. und 2 Teilen Wasser bei mäßiger Wärme zusammengeschmolzen. Wartha schmelzt 100 g feinste Gelatine mit 400–500 ccm frisch gefälltem und noch feuchtem schwefelsauren Baryt im Wasserbad, setzt unter Umrühren 100 g Dextrin und, je nach der Konzentration, 1000–1200 g Glyzerin hinzu, läßt unter zeitweiligem Umrühren abkühlen und gießt die noch gut fließende Masse in einen flachen Blechkasten, in dem sie erstarrt. Statt der Gelatine genügt auch guter Leim. Die Tinten bestehen aus möglichst konzentrierter wässeriger Lösung des reinsten Methylvioletts oder aus konzentrierter Lösung von Eosin. Nach der Benutzung läßt sich die Schrift von der Leimplatte mit einem feuchten Schwamm entfernen.

Ähnliche Apparate sind der Autograph, Chromograph, Multigraph, Kilograph etc. Bei dem Kollograph von Jacobsen schreibt man mit einer Tinte aus Galläpfelextrakt, Eisenvitriol und Gummiarabikum auf gut geleimtes Papier, überträgt die Schrift auf die Leimplatte und schwärzt sie mit Hilfe einer Walze mit Buchdruckerschwärze an. Letztere bleibt nur an den von der Schrift bedeckten Stellen der Leimplatte haften, falls diese zuerst genügend angefeuchtet worden war. Die Kopie wird auch hier durch einfaches Auflegen des Papiers und Ausübung eines mäßigen Druckes erzielt. Für jede neue Kopie muß die Schrift auf der Leimplatte von neuem eingeschwärzt werden, und so kann man bis 150 scharfe Umdrucke erhalten, die so beständig wie Buchdruck sind, während die hektographischen Kopien zuletzt schwächer ausfallen und vergänglich sind. Zur Reinigung der Leimplatten benutzt man Benzin und heißes Wasser, wenn man nicht vorzieht, sie umzuschmelzen. – Bei Zuccatos Trypograph schreibt man mit einem harten Stift auf präpariertes Papier, das man auf eine sein gerauhte eiserne Tafel legt. Das Papier erhält hierbei der Schrift entsprechende Reihen seiner Löchelchen und wird sozusagen in eine Schablone verwandelt. Diese wird jetzt in einem Apparat mit Druckrahmen befestigt, unter sie aber schiebt man jedesmal den zu bedruckenden Bogen gewöhnlichen Papiers. Hierauf fährt man mit einem mit etwas Farbe getränkten Gummiwischer über die Schablone, wobei die Farbe durch die Löchelchen dringt und auf dem Papier eine Kopie der Schrift erzeugt. Vgl. Teelen, Anleitung zur Selbstanfertigung eines verbesserten Hektographen (Barmen 1883); Lehner, Die Tintenfabrikation und die Herstellung der Hektographen und Hektographiertinten (5. Aufl., Wien 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 130.
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