Benzīn

[644] Benzīn, ursprünglich Bezeichnung des aus Steinkohlenteer erhaltenen Benzols (s. d.), gegenwärtig alle aus Teer und Erdöl abgeschiedenen flüssigen Kohlenwasserstoffe, die zwischen 55 und 100° destillieren. Man unterscheidet daher Steinkohlenbenzin (Benzol), Petroleum- und Braunkohlenbenzin. Diese Benzine sind chemisch verschiedene Körper, aber sämtlich farblose, sehr flüchtige Flüssigkeiten, riechen aromatisch, machen auf Papier einen verschwindenden Fettfleck, lösen Kautschuk, Guttapercha, Fette, sind in Alkohol und Äther, nicht in Wasser löslich und brennen mit weißer, rußender Flamme. Sie sind äußerst leicht entzündlich, und ihr Dampf bildet mit Luft ein höchst explosives Gemisch. Das deutsche Arzneibuch versteht unter B. Petroleumbenzin vom spez. Gew. 0,64–0,67 und bei 55–75° siedend. Es besteht aus mehreren Kohlenwasserstoffen, besonders Hexanen und Heptanen, von denen sich einige durch Wärme, Licht und Luft schnell verändern. B. dient zu schmerzstillenden Einreibungen, gegen Hautkrankheiten, Gärungen des Mageninhalts und als Wurmmittel. In der Technik dient es als Leuchtstoff, zur Verbesserung des Leuchtgases, zum Entfetten von Knochen, Wolle, Putzlappen, zur chemisch-trocknen Reinigung von Kleidungsstücken, zur Gewinnung von Ölen aus Samen, als Lösungsmittel für Kautschuk und Guttapercha, zum Konservieren kleiner Tiere, Pilze, Schwämme, zur Vertilgung von Motten, Ungeziefer etc., zum Betrieb von Motoren. Mit B. getränktes Papier ist durchsichtig und eignet sich gut zum Durchzeichnen, zumal man darauf mit Bleistift, Tinte, selbst mit Pinsel und Wasserfarben arbeiten kann. Steinkohlenbenzin, s. Benzol. Benzinmagnesia ist eine bröckelige Mischung von B. mit Magnesia, die man zum Entfernen von Fettflecken benutzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 644.
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