Walze

[360] Walze, als geometrischer Körper soviel wie Zylinder. Dann eine mechanische Vorrichtung mit einem rotierenden zylindrischen Körper als Hauptteil, wird als Straßenwalze und Dampfstraßenwalze beim Wege- und Straßenbau, als Ackerwalze beim Bestellen des Ackers benutzt. Die Ackerwalze dient zum Zertrümmern eines scholligen Bodens, dessen Klumpen den Eggenzinken ausweichen würden; zur Herstellung eines für die Kulturpflanzen geeigneten festen Bettes in lockerm, zumal tief gelockertem Boden; zur Beförderung der Zufuhr der Bodenfeuchtigkeit aus tiefern Schichten, indem auf tiefscholligem und hohl liegendem Boden durch schweres und festes Walzen die Hohlräume verringert werden, mithin die Bodenfeuchtigkeit gleichmäßiger und reichlicher durch Kapillarität nach der Wurzelregion der Kulturpflanzen steigen kann. Ferner dient die W. zum Brechen von Krusten auf tonhaltigen Böden nach starkem Regen und nachfolgendem Sonnenschein. Zweckmäßig walzt man seine Sämereien, die nur schwach mit Boden bedeckt werden dürfen, in den Boden ein. Auch walzt man Getreide bei allzu üppigem Stande vor dem Schossen, um die untern Internodien der Sonne auszusetzen und eine Unterbrechung im Wachstum hervorzurufen. Hierbei sind leichte Walzen zu verwenden, um die Halme nicht zu zerquetschen. Man unterscheidet: 1) Glatte zylindrische Walzen, Schlichtwalzen, aus Holz, Gußeisen, auch mit schmiedeeisernem oder Stahlmantel, von denen in der Regel mehrere lose auf gemeinschaftlicher Achse oder auf mehreren getrennten Achsen in Verwendung kommen; vornehmlich zum Ebnen des Ackers, zum Einpressen der Saat und Nachwalzen der jungen Pflanzen benutzt. Da glatte Walzen die Verkrustung des Bodens befördern, so werden geriefelte Mantelflächen verwendet; stärker wirken: 2) Ringelwalzen, zusammengesetzt aus einer größern Anzahl Ringe, mit winkelförmigem Querschnitt auf einem gemeinschaftlichen Kern. In der Regel werden zwei Ringelwalzen derartig in dem nämlichen Gestell angeordnet, daß sie mit ihren Scheiben in Eingriff stehen und sich somit gegenseitig von anhaftender Erde befreien; 3) Schollenbrecher, d. h. Walzen mit verschieden geformten Vorsprüngen, und zwar: Cambridge-Walzen mit beweglichen Zackenscheiben, abwechselnd mit Ringen, ähnlich der Ringelwalze; Croskillwalzen mit beweglichen, außerdem zuweilen noch gezackten Scheiben, die an den Seiten mit vorstehenden Zähnen versehen sind; beide Arten werden auch vereinigt; Sternwalzen mit Ringen, ähnlich der Ringelwalze, jedoch statt der Schneiden mit Prismen besetzt; 4) Stachelwalzen, Holzwalzen mit langen eisernen Stacheln; 5) Prismenwalzen, deren Umfang aus nebeneinanderliegenden, übereck stehenden Quadrateisen gebildet ist. Die mehrteiligen Walzen werden zum Hintereinanderfahren auf schmalen Wegen eingerichtet; die Walzen, besonders die unter 2) und 3). besitzen Fahrvorrichtungen, die zweckmäßig nur von einem Mann auf dem Felde gehandhabt werden müssen. Der Hohlraum der Walzen kann mit Wasser, Sand etc. gefüllt werden, oder es sind besondere Kasten zur Aufnahme von Steinen zum Beschweren vorgesehen. Die erforderliche Zugkraft wird durch den Durchmesser der W. wesentlich beeinflußt. Walzen großen Durchmessers gehen leichter als solche kleinen Durchmessers bei gleichem Gewicht. – Ein Leben »auf der W.« führt der Landstreicher, weil er sich immer bewegt wie eine W.; daher walzen soviel wie wandern (früher besonders ein bei den Buchdruckern üblicher Ausdruck ohne üble Nebenbedeutung).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 360.
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