Helmont

[156] Helmont, Johann Baptist van, Mediziner und Philosoph, geb. 1577 in Brüssel, gest. 30. Dez. 1644, studierte in Löwen, trat schon in seinem 17. Jahr als öffentlicher Lehrer der Medizin auf, bereiste die Schweiz, Italien, Frankreich und England, wendete sich dann vornehmlich der Chemie zu und kehrte erst 1605 nach Amsterdam zurück. 1609 zog er sich auf sein Gut Vilvorde bei Brüssel zurück und widmete sich hier chemischen Arbeiten und dem Studium mystischer Schriften. H. ist ein Hauptvertreter der Chemiatrie und Nachfolger des Paracelsus, auf dessen Vorarbeiten fußend er ein neues Krankheitssystem einzuführen suchte, in dem den chemischen Prozessen die Hauptrolle zufiel. Nach ihm wird das Leben von einer Grundkraft, dem Archeus, und von andern, untergeordneten Kräften regiert. In seiner Krankheitslehre spielen Magen und Unterleib eine Hauptrolle. Er führte den Begriff »Ferment« ein als ein Agens, das wichtige Umsetzungsprozesse in den Säften verursache. Er unterschied die Kohlensäure (gas syIvestre) von der gewöhnlichen Luft, führte das Wort »Gas« in die chemische Terminologie ein und entdeckte den Hirschhorngeist und das kohlensaure Ammoniak. Seine Werke erschienen u. d. T.: »Ortus medicinae« (Amsterd. 1648, und in bester Ausgabe 1652 dazu: »Opuscula medica inaudita«, Köln 1644 u. ö.; Frankf. a. M. 1659, 3 Bde.; deutsch, Sulzb. 1683). Sein Leben beschrieb Loos (Heidelb. 1807). Vgl. Spieß, Helmonts System der Medizin etc. (Frankf. 1840); Rommelaere, Etudes sur J. B. H. (Brüss. 1868); Kopp, Geschichte der Chemie, Bd. 1 (Braunschweig 1843). 1889 wurde ihm in Brüssel ein Denkmal errichtet. – Sein jüngster Sohn, Franciscus Mercurius van H., geb. 20. Okt. 1618, gest. 1699 in Berlin, erwarb sich Verdienste um die Physiologie der Sprache und den Unterricht der Taubstummen. Vgl. Broeckx, Le baron F. M. v. H. (Antwerp. 1870).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 156.
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