[164] Hemmung, in der Physiologie die Unterbrechung gewisser Bewegungen und vegetativer Vorgänge durch die Tätigkeit bestimmter Nerven. Seitdem Ed. Weber die hemmende Bedeutung des Nervus vagus entdeckte, hat man so viel weiteres Material für die Existenz von Hemmungswirkungen beigebracht, daß die heutige Physiologie von besondern Hemmungsnerven spricht, die nicht wie andre Nerven bei ihrer Reizung die von ihnen versorgten Organe zur Tätigkeit anregen, sondern im Gegenteil die Tätigkeit der Organe verringern oder ganz unterbrechen. Das auffälligste Beispiel von H. bietet das Herz dar, das durch Reizung des Nervus vagus zur Verlangsamung und sogar zum völligen Stillstand gebracht werden kann. Durch Reizung gewisser Nerven kann auch die Atmung aufgehoben werden, und bei Reizung des großen Eingeweidenervs (nervus splanchnicus major) gelangt die wurmförmige Bewegung des Darmes zum Stillstand. Ebenso spielen Hemmungsnerven vielleicht bei der Absonderung der Drüsen und andern vegetativen Prozessen eine Rolle. Auch Reflexbewegungen können gehindert werden (Reflexhemmung). Hier sendet entweder das Gehirn Hemmungsimpulse aus, oder die Tätigkeit des den Reflex vermittelnden Zentralorgans erfährt durch die starke Erregung irgend eines Empfindungsnervs eine H. (vgl. Reflexerscheinungen). Viele Bewegungshemmungen beruhen nicht sowohl darauf, daß die entsprechenden nervösen Zentralorgane außer Tätigkeit gesetzt werden, sondern daß antagonistische Muskeln in Aktion geraten, die den Ablauf der zu hemmenden Bewegung mechanisch hindern.