[593] Huch, Ricarda, Schriftstellerin, geb. 18. Juli 1867 in Braunschweig, studierte 188891 in Zürich Geschichte und wurde hier zum Dr. phil. promoviert. 1891 erhielt sie die Stellung eines Sekretärs der Stadtbibliothek daselbst und wirkte zugleich bis 1896 als Lehrerin am Lehrerinnenseminar. 1898 verheiratete sie sich in Wien mit einem Herrn Ceconi, verbrachte die nächsten Jahre bis 1900 in Triest und lebt gegenwärtig in München. Der zehnjährige Aufenthalt in Zürich und der zweijährige in Triest haben in ihrem poetischen Schaffen deutliche Spuren hinterlassen. Durch das historische Lustspiel »Der Bundesschwur« (1891), das von heißem Schönheitsverlangen erfüllte Drama »Evoe« (Berl. 1892), durch die tief geschöpften, von Konrad Ferdinand Meyer beeinflußten »Gedichte« (Leipz. 1894) und durch ihre »Erzählungen« (das. 1897, enthaltend »Der Mondreigen von Schlaraffis«, »Teufeleien« und »Haduvig im Kreuzgang«), denen »Fra Celeste und andere Novellen« (das. 1899) folgten, erwarb sich Ricarda H. den Ruhm einer hochbegabten Schriftstellerin. Insbesondere aber entfaltete sie ihr bedeutendes Talent in den Romanen: »Erinnerungen von Ludolf Ursleu dem Jüngeren« (Berl, 1893, 5. Aufl. 1903), »Aus der Triumphgasse« (Leipz. 1901), »Vita somnium breve« (das. 1902, 2 Bde.) und »Von den Königen und der Krone« (Stuttg. 1904), Werke, die durch die Fülle der Gedanken und Bilder, durch leidenschaftliche Lebensbejahung, anziehende Verbindung von Romantik und Wirklichkeit und durch geistvoll eigenartigen Stil hervorragen. Außer von Goethe, Gottfried Keller, über den sie eine Monographie (6. Aufl., Berl. 1904) veröffentlichte, und Nietzsche ist Ricarda H. stark von den Romantikern beeinflußt worden, denen sie in den Werken »Blütezeit der Romantik« (Leipz. 1899) und »Ausbreitung und Verfall der Romantik« (das. 1902) ein von großer Originalität zeugendes wissenschaftliches Denkmal gesetzt hat. Vgl. Regener, Ricarda H., eine Studie (Leipz. 1904).