[708] Hypereides (Hyperides), einer der zehn attischen Redner (s. Attische Redner), geb. um 390 v. Chr. im attischen Demos Kollytos, gest. 322 auf Ägina, Schüler des Isokrates, Führer der patriotischen Partei neben Demosthenes. Nach Philipps Tod betrieb er ein Bündnis der Athener und Thebaner, um das mazedonische Joch abzuwerfen, weshalb Alexander seine Auslieferung verlangte, der er nur mit genauer Not entging. Im Harpalischen Prozeß Ankläger des Demosthenes, söhnte er sich mit ihm wieder aus, als er nach Alexanders Tod aus der Verbannung zurückkehrte. Wie dieser nach dem unglücklichen Ausgang des Lamischen Krieges als dessen Hauptanstifter von der mazedonischen Partei zum Tode verurteilt, floh er nach Ägina, wo ihn Antipatros hinrichten ließ. Von seinen ihrer Gewandtheit und Anmut wegen geschätzten Reden, deren das Altertum 77 besaß, aber nur 52 als echt anerkannte, waren früher nur vereinzelte Fragmente vorhanden; in neuerer Zeit sind aus Gräbern des ägyptischen Theben fünf Reden aus Tageslicht gekommen: 1847 bedeutende Bruchstücke der Anklage gegen Demosthenes und der Rede für Lykophron sowie die vollständige Rede für Euxenippos (hrsg. von Harris und Arden, Lond. 1847 u. 1853), 1856 ein großer Teil der 323 gehaltenen Leichenrede auf die bei Lamia Gefallenen (hrsg. von Babington, das. 1858; Übersetzung von Teuffel, 2. Aufl., Stuttg. 1883), neuerdings die Rede gegen den Salbenhändler Athenogenes (hrsg. von Révilloud im »Corpus papyrorum Aegypti«, Bd. 3, Par. 1892); auch das gleichfalls aus Ägypten stammende Schlußstück einer Rede gegen Philippides (hrsg. von Kenyon: Classical texts from Papyri of the British Museum, Lond. 1891) rührt wahrscheinlich von ihm her. Eine Gesamtausgabe dieser Reden besorgte Blaß (3. Aufl., Leipz. 1894). Vgl. Blaß, Attische Beredsamkeit, Bd. 3, Abt. 2 (2. Aufl., Leipz. 1898).