Ilsenburg

[763] Ilsenburg, Flecken und Luftkurort im preuß. Regbez. Magdeburg, Kreis Grafschaft Wernigerode, am Austritt der Ilse aus dem Harz und an der Staatsbahnlinie Heudeber-Wernigerode-Harzburg, 238 m ü. M., hat eine evang. Kirche, ein neues fürstlich Stolbergsches Schloß (Bothobau genannt, mit hübschem Schloßgarten), eine höhere Schulanstalt (Deutsches Landerziehungsheim; vgl. die Jahresberichte von Lietz, Berl., seit 1899), Sanatorium, Hüttenamt, 2 Oberförstereien, Eisen- und besonders berühmte Kunstgießerei, Maschinen-, Achsen-, Schienennägelfabrikation, Kupferhütte, Sägemühlen, Granitbrüche und (1900) 3868 evang. Einwohner. I. wurde 1903 von 5400 Sommergästen besucht. In der Nähe eine Stahlquelle und der Ilsenstein, ein fast senkrecht aus dem Ilsetal aufsteigender, 175 m hoher Granitfels, dessen Spitze ein eisernes Kreuz (vom Grafen Anton von Stolberg-Wernigerode zum Andenken an seine im Befreiungskrieg gefallenen Freunde 1814 errichtet) schmückt. Auf der Felsenspitze findet ein Abweichen der Magnetnadel statt. – Das alte Schloß I., auf einem Felsenvorsprung gelegen, war einst kaiserliche Burg. Durch Schenkung kam es 1003 an den Bischof von Halberstadt, der es in eine Benediktinerabtei umwandelte, deren Klosterschule besonders gegen Ende des 11. Jahrh. in großem Ruf stand. 1572 kam das[763] infolge der Reformation aufgehobene Kloster an die Grafen von Wernigerode, die es wieder zu einem Schloß umschufen, in dem sie bis 1710 residierten. Vgl. Jacobs, Urkundenbuch des Klosters I. (Halle 1875); Brandes, I. als Sommeraufenthalt (Wernigerode 1885).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 763-764.
Lizenz:
Faksimiles:
763 | 764
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika