Joachimsthal

[258] Joachimsthal, 1) (Sankt J.) Stadt in Böhmen, 733 mü M., an der südlichen Abdachung des Erzgebirges, 6 km von der sächsischen Grenze, am Weseritzbach und der Staatsbahnlinie Schlackenwerth-J. gelegen, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat eine Dechanteikirche (1876 neu erbaut), ein Rathaus aus dem 16. Jahrh., Ruinen des Schlosses Freudenstein, Bergbau auf Uran (1903: 422 metr. Ztr.), eine ärarische Uranfarben- und eine Tabakfabrik (1200 Arbeiterinnen), Handschuh-, Korkstöpsel- u. Puppenfabrikation, Bierbrauerei, Spitzenklöppelei, ein Elektrizitätswerk und (1900) 5953 (als Gemeinde 7385) deutsche Einwohner. – Von J. haben die Taler (s. Joachimstaler) ihren Namen. Hier wirkte bis zu seinem Tode der Theolog Mathesius (s. d.). Die Stadt brannte 31. März 1873 fast ganz ab. Auf dem nahen Keilberg (1238 m) befindet sich der Franz Joseph-Aussichtsturm mit Wirtschaft. Vgl. Laube, Aus der Vergangenheit Joachimsthals (Prag 1873). – 2) Stadt und Luftkurort im preuß. Regbez. Potsdam, Kreis Angermünde, zwischen dem Werbellin- und Grimnitzsee, hat eine im modern-gotischen Stil erbaute Kirche, Präparandenanstalt, große Steinbrüche, Sägemühlen und Ziegeleien und (1900) 2318 Einw. J. ward 1604 von dem Kurfürsten Joachim Friedrich angelegt, der daselbst 1607 eine Fürstenschule gründete, die 1636 von den Sachsen zerstört, 1650 als Joachimsthalsches Gymnasium nach Berlin verlegt wurde. In der Nähe die durch ihren Wildstand ausgezeichnete Schorfheide mit dem königlichen Jagdschloß Hubertusstock.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 258.
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