Kúlisch

[784] Kúlisch, Pantjelejmon Alexandrowitsch, russischer und kleinruss. Schriftsteller, geb. 27. Juli 1819 in Woronesh, gest. 14. (2.) Febr. 1897 in Matronowka (Gouv. Tschernigow), studierte in Kiew, war dann Lehrer und bereiste 1844–45 das kiewsche Gouvernement, wo er Materialien für sein berühmtes (historisch-ethnographisches) Werk »Notizen über Südrußland« (Petersb. 1856–57, 2 Bde.) sammelte. Nach wenigen Jahren wurde er Gymnasiallehrer in Petersburg und zugleich Lektor der russischen Sprache an der Universität. 1847 wurde er, auf einer Studienreise nach Prag begriffen, unterwegs in Warschau wegen angeblicher Verbreitung liberaler Ideen verhaftet und nach Abbüßung einer mehrmonatigen Festungshaft nach Tula verbannt. 1850 wurde ihm gestattet, nach Petersburg zurückzukehren, schriftstellerische Tätigkeit aber verboten. Nachdem er seitdem anonym für Journale einige Erzählungen sowie die »Denkwürdigkeiten aus dem Leben Gogols« (1854, erste Redaktion der 1856 veröffentlichten Biographie Gogols) geschrieben hatte, erschienen von ihm, als er mit der Thronbesteigung Alexanders II. die Erlaubnis zu schriftstellerischen Arbeiten wieder erhalten hatte, außer dem oben zuerst genannten Werke die kleinrussisch geschriebenen »Propovêdi« (»Predigten«) des Priesters Hreczulewicz (1856) und sein historischer Roman »Der schwarze Rat. Eine Chronik des Jahres 1663« (zugleich russisch und kleinrussisch, 1857; letzte Ausg. russ., Petersb. 1899; kleinruss., Odessa 1901). 1860 gab er eine Sammlung seiner »Povêsti« (»Erzählungen«) in 4 Bänden und den Almanach »Chata« heraus. Von einer Reise von Italien zurückgekehrt, veröffentlichte er 1862 seine »Dosvitki« (»Morgenunterhaltungen«), eine Sammlung kleinrussischer Gedichte, übersetzte 1869 die fünf Bücher Mosis ins Kleinrussische und später in Gemeinschaft mit Puljuj das Neue Testament (Lemb. 1887). Mit besonderer Liebe hat er sich auch mit der vaterländischen Geschichte beschäftigt und bereits 1861 eine populäre Darstellung der Chmelnizkijschen Kriege veröffentlicht, der 1874 die »Istorija vozsoedinenija Rusi« (»Geschichte der Wiedervereinigung Kleinrußlands«, 3 Bde.) und als letztes Werk »Der Abfall Kleinrußlands von Polen, 1340–1654« (1888–89, 3 Bde.) folgten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 784.
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