Lektor

[395] Lektor (lat., griech. Anagnostes, »Vorleser«), in der alten Kirche der Kleriker, der mit Vorlesung der vorgeschriebenen Schriftabschnitte im Gottesdienst betraut war. Das Amt wurde, seitdem Diakonen und Presbyter jene Geschäfte besorgen, nur noch nominell fortgeführt. Vgl. A. Harnack, Die Quellen der sogen. apostolischen Kirchenordnung (Leipz. 1886); Wieland, Die genetische Entwickelung der sogen. Ordines minores (Supplementheft der »Römischen Quartalschrift«, Rom 1897). S. auch Anagnost und [395] Ordination. Im Anschluß an diesen Sprachgebrauch blieb der Titel L. auch in protestantischen Ländern für gewisse Stellen öffentlicher Lehrer, die als niedere Geistliche angesehen wurden; so heißen in Schweden noch heute die Gymnasiallehrer zum Teil Lektoren. An deutschen Universitäten ist die Bezeichnung gegenwärtig nur noch für die Lehrer der neuern Sprachen üblich. Vgl. Lektion.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 395-396.
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