Tula [1]

[795] Tula, Zentralgouvernement Großrußlands, grenzt im N. an das Gouv. Moskau, im O. an Rjasan und Tambow, im S. an Orel, im W. an Kaluga, umfaßt 30,960 qkm (562,4 QM.). Das Land ist ein wellenförmiges Plateau mit einer durchschnittlichen Höhe von 267 m und nicht über 336 m (im Kreise Bogorodizk). Der Boden ist im südlichen und südöstlichen Teile fruchtbare Schwarzerde (Tschernosem) und liefert an Mineralschätzen Kohle (1902: 95,120 Ton.) und Eisenerze, jedoch in geringer Menge und von schlechter Beschaffenheit. Das Areal setzt sich zusammen aus 73,4 Proz. Äcker, 10,5 Proz. Wald, 10,7 Proz. Wiese und Weide, 2,4 Proz. Unland. Von Flüssen sind erwähnenswert: die Oka (teilweise Grenzfluß gegen W. und N.) und die zu ihr gehörenden Suscha, Upa, Ossetr und Pronja, ferner der Don, der hier entspringt; schiffbar ist nur die Oka. Das Klima ist mild und gesund. Die Einwohnzahl beläuft sich auf (1897) 1,419,456 (46 auf 1 qkm), die fast nur Großrussen sind. Hauptprodukte sind: Getreide, Runkelrüben, Tabak und Ölpflanzen. Die Ernte lieferte 1905 in metrischen Tonnen: Roggen 272,076, Hafer 256,791, Kartoffeln 488,392, Weizen und Gerste nur in gelingen Mengen. Der Viehstand bezifferte sich 1903 auf 366,000 Pferde, 302,000 Rinder, 1,150,000 fast durchweg grobwollige Schafe und 182,000 Schweine. Obst- und Gemüsebau sind mäßig entwickelt; ersterer liefert fast nur Äpfel. Die Industrie war 1900 durch 651 Fabriken mit 20,160 Arbeitern und 16 Mill. Rubel Produktionswert vertreten. Die erste Stelle nimmt die Zuckerindustrie ein, die für über 5 Mill. Rubel produzierte. Es folgen Metallverarbeitung (insbes. Teemaschinen), Eisengießerei und Branntweinbrennerei. Über die stark im Niedergang befindliche Hausindustrie in Metallwaren vgl. Cleinow, Beiträge zur Lage der Hausindustrie in T. (Leipz. 1904). Der Handel vertreibt außer den genannten Industrieerzeugnissen Borsten und Getreide (besonders Hafer) in großen Mengen, was durch das Eisenbahnnetz begünstigt wird, und hat seinen Hauptsitz in der Stadt T. und in Bjelew. Im Tulaischen befinden sich einige alte Erdwälle (Gorodischtschi) und Kurgane, Zeugen der mit den Litauern und Tataren hier geführten Kämpfe. T. zerfällt in zwölf Kreise: Alexin, Bjelew, Bogorodizk, Epifan, Jefremow, Kaschira, Krapiwna, Nowossilj, Odojew, Tschern, T. und Wenew.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 795.
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