Kalmen

[488] Kalmen (franz. Calmes, engl. Doldrums, Gegend der Windstillen), die Zone, welche die Passatwinde (s. d.) der beiden Halbkugeln voneinander trennt. Die Region der K. bildet sich da, wo der Nordostpassat der nördlichen und der Südostpassat der südlichen Halbkugel zusammentreffen, indem sich diese zu einem rein östlichen Wind kombinieren, der aber unmerklich wird, weil er durch den in der heißen Zone entstehenden starken aufsteigenden Luftstrom neutralisiert wird. Die Breite dieses Kalmengürtels beträgt nur wenige Grade, seine mittlere Lage gehört infolge der Konfiguration der Kontinente der nördlichen Halbkugel an; seine nicht scharf ausgesprochenen Grenzen verschieben sich mit den Jahreszeiten. In unsern Sommermonaten wird dieser Gürtel breiter, seine nördliche Grenze entfernt sich von dem Äquator, während sich die südliche nur wenig ändert. In den extremen Monaten hat der Kalmengürtel folgende Lage:

Tabelle

Die volle Entwickelung der K. tritt ebenso wie bei den Passatwinden nur über der ebenen und gleichartigen Meeresfläche auf. In der Nähe und über dem Lande wird sie um so mehr gestört, je steiler sich das Land erhebt, und je größer es ist. Im Stillen und im Atlantischen Ozean regnet es in den K. das ganze Jahr hindurch beinahe täglich, vorzugsweise während der Stunden, in denen der aufsteigende Luftstrom die mit Wasserdampf erfüllte Luft in die Höhe führt, sich dort abkühlt und der Wasserdampf zu Regenwolken kondensiert wird. Wegen dieser starken Wolkenbildung spricht man von dem Wolkenring, der die Erde analog den Streifen des Jupiter umgibt. Gewitter treten fast täglich auf. Auch außerhalb der beiden Passate finden sich Zonen mit ziemlich viel Windstillen, die nach den beiden Wendekreisen der Windstillengürtel des Wendekreises des Krebses und des Steinbocks genannt werden; s. Roßbreiten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 488.
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