Karnatik

[663] Karnatik (englische Verderbung des aus dem Sanskrit, richtiger wohl aus dem Drawidischen stammenden Karnataka, »schwarzes Land«), 1) Bezeichnung für die in der britisch-ind. Präsidentschaft Madras, am Bengalischen Golf und dem Meerbusen von Manar gelegenen Landschaft, umfaßt die Distrikte Tinnevelli, Madura, Tritschinapalli, Tandschur, Salem, Süd- und Nordarcot, Tschingelpat und Nellor von zusammen 143,998 qkm, mit (1901) 18,152,375 Einw., die zum drawidischen Volksstamm gehören und Tamil und Telugu sprechen. Ursprünglich wurde der Name auf das Tafelland zwischen Ost- und Westghats südlich von 18° nördl. Br. angewendet. – 2) Landschaft im S. der britisch-ind. Präsidentschaft Bombay, 38,662 qkm, mit (1901) 2,842,676 Einw.; Hauptort ist Hubli (s. d.). Das jetzige K. umfaßt das alte Hindureich Karnata nebst den Reichen Tschola und Pandya, die von der Gaudigama bis Kap Komorin reichten, aber im 11. Jahrh. zerstört wurden. Fortan bildete das K. einen Teil des von den Belala gegründeten Radschputenreiches Widschayanagar mit der Hauptstadt Widschayawanapura (»Stadt des Triumphes«; 45 km nordwestlich von Bellary), deren Trümmer 15 km im Umfang messen. Dieses Reich wurde in der Mitte des 16. Jahrh. durch die mohammedanischen Herrscher von Bidschapur und Golkonda erobert und ging nach Einverleibung dieser Länder in das Reich Aurangzebs (1686) in dem Saubah von Dekhan auf. In den spätern Kämpfen um den Besitz des Landes, das gegen 1750 einen fast unabhängigen Kleinstaat unter dem Nawab von Arkot bildete, erscheinen die Franzosen und die Engländer, bis 1856 nach dem Tode des letzten Nawab das K. dem britisch-indischen Reich einverleibt wurde. Vgl. E. Schmidt im 2. Bande von Helmolts »Weltgeschichte« (Leipz. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 663.
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