[679] Kars, Hauptstadt des gleichnamigen russ. Generalgouvernements (s. oben), in der reichbewässerten und fruchtbaren Ebene Schiragh, östlich vom Soghanli Dagh, den der Karstschaï oder Akhurean in engem Tale durchbricht, gelegen, hat eine alte Festung mit starker Zitadelle nebst dem Fort Arkanieh auf dem steilen Ak Dagh und zwei starken Batterien auf dem Kara Dagh und Top Dagh, hat mehrere Moscheen und Heiligengräber, weshalb sie als besonders heilig gilt, ist Sitz des Gouverneurs und eines griechisch-kath. Bischofs und hat (1897) 20,060 Einw., außer der Garnison. Der Gewerbfleiß erzeugt grobes Wollzeug, Teppiche und Filz. Als Sperrpunkt der Straße Alexandropol-Erzerum ist K. von großer strategischer Bedeutung. Endpunkt der Bahn Tiflis-Karaklis-Kars. Die Stadt K. war im 9. und 10. Jahrh. Residenz einer armenischen Dynastie, wurde im 11. Jahrh. eine Beute der Seldschuken, im 13. Jahrh. der Mongolen, 1387 von Timur zerstört und, nachdem sie 1546 türkisch geworden, wahrscheinlich durch Murad III. 157889 während des Krieges mit Persien wieder aufgebaut. Hier wurden 31. Mai 1744 die Türken durch die Perser und 1. Juli 1828 durch die Russen unter Paskewitsch geschlagen. Am 5. Juli fiel darauf die Stadt und 10. Juli die Zitadelle in die Hände der Russen; beide wurden aber im Frieden der Türkei zurückgegeben. 1855 wurde unter Leitung des englischen Generals Williams und des Ungarn Kmety (Ismael Pascha) K. zu einer starken Festung gemacht. Ein russischer Sturmangriff wurde 29. Sept. zurückgeschlagen; allein da die Blockade nicht zu durchbrechen war, mußte Williams, durch Hunger und Seuchen bezwungen, die Stadt 27. Nov. übergeben. 1877 wurde K. im Mai und dann im November von den Russen zerniert; nachdem die Beschießung 15. Nov. begonnen, wurde die Festung in der Nacht vom 17. bis 18. Nov. von den Russen erstürmt und im Berliner Frieden 13. Juli 1878 an sie abgetreten. Vgl. Sandwith, Geschichte der Belagerung von K. (deutsch, Braunschw. 1856).