Kiesel, Konrad

[893] Kiesel, Konrad, Maler, geb. 29. Nov. 1846 in Düsseldorf, widmete sich anfangs in Berlin der Baukunst und dann bei Schaper der Bildhauerei. Nachdem er einige Statuetten und Büsten geschaffen, glaubte er in der Malerei das eigentliche Feld seines Schaffens gefunden zu haben und trat in das Atelier von F. Paulsen in Berlin ein, wo er den Grund zu seiner eleganten, glatten Färbung legte. Er vervollkommte sich dann weiter bei W. Sohn in Düsseldorf, von wo er später nach Berlin übersiedelte. Anfangs pflegte er besonders das Salongenre, wobei er das Hauptgewicht auf Stoffmalerei legte. Seine Hauptbilder dieser Art sind: Mutter und Kind, auf dem Balkon, in der Bibliothek, der Geburtstagsmorgen, Dame mit Tauben, Leidvoll, Atelierbesuch, Mandolinata. Später wandte er sich jedoch fast ausschließlich der Bildnismalerei zu, die er in derselben Richtung mit starker Betonung des Stofflichen und mit seinem Sinn für blendende Anordnung mit großem Erfolg betrieb. Er ist vorzugsweise der Maler der Damen aus der Aristokratie und hohen Finanzwelt, deren Toiletten er immer in ein günstiges Licht zu stellen weiß. Von seinen spätern Genrebildern und Idealfiguren sind noch die Siesta, Petrarcas Laura, Cäcilia und Pierrette hervorzuheben. 1889 erhielt er für ein Bildnis der Kaiserin Auguste Viktoria die kleine und 1890 die große goldene Medaille der Berliner Ausstellung. Seit 1892 ist er Mitglied der Akademie.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 893.
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