Klapperschlange

[92] Klapperschlange (Crotalus L.), Gattung aus der Familie der Grubenottern (Crotalidae), ausgezeichnet durch den Besitz einer Hornklapper an der Spitze des Schwanzes, die aus höchstens 15–18 dünnen, hornartigen, leicht zusammengedrückten Hohlkegeln besteht, die, in einer Reihe übereinander gestülpt, mit der Spitze nach dem Schwanzende hin gerichtet, gegeneinander beweglich sind und bei Erregung des Tieres rasseln. Über Bildung und Bedeutung dieses Organs ist nichts Sicheres bekannt, jedenfalls scheint es sich erst in höherm Alter der Schlange vollständig auszubilden. Es fällt periodisch oder gelegentlich ab und ergänzt sich dann sehr schnell wieder. Der Kopf ist oben und vorn mit Schildern, der ganze obere Leib mit länglichrunden, gekielten Schuppen, die Unterseite mit breiten Schildern bekleidet; der Hals ist deutlich abgesetzt. Das Giftorgan ist sehr vollkommen entwickelt. Klapperschlangen finden sich in wenigen Arten nur in Amerika. Die gewöhnliche K. (C. Durissus L., s. Tafel »Schlangen II«, Fig. 1), über 1,5 m lang. ist oberseits düster graubraun mit unregelmäßigen, schwarzen Querbinden, unterseits gelblichweiß, schwarz punktiert; Färbung und Zeichnung wechseln außerordentlich ab. Sie bewohnt das westliche Nordamerika nördlich bis zum 46. Grad, war früher sehr häufig, ist aber durch die Kultur stark zurückgedrängt worden. Sie bevorzugt offene Gegenden, denen es nicht an Wasser fehlt, bewohnt die Baue der Präriehunde, Ratten, Uferschwalben, verbirgt sich auch in Mauerrissen, unter Steinen, Reisig etc. Sie ist gegen die Witterung sehr empfindlich, zieht sich im Winter an einen trocknen, geschlossenen Ort zurück und erstarrt. Ihre Bewegungen sind träge und langsam, ungereizt soll sie niemals angreifen, bei der Jagd aber bewegt sie sich sehr schnell, schwimmt auch und klettert. Die Rassel benutzt sie nur in der Erregung, auf der Flucht, aber nicht bei der Jagd. Sie nährt sich von kleinen Säugetieren, Vögeln, Fröschen und soll nach der Mahlzeit Gestank verbreiten. Bei der Begattung im Frühjahr verschlingen sich 20 Klapperschlangen und mehr zu einem Knäuel; im August werden die Eier gelegt, und nach wenigen Minuten schlüpfen die Jungen aus, um die sich die Mutter nicht kümmert. Die K. beißt mit großer Kraft und ihr Biß ist stets sehr gefährlich. Tiere kennen und fürchten die K., Schweine aber werden als Klapperschlangenvertilger gerühmt; von den Sioux, Dakota und den Nadowessiern wird sie wegen ihrer Listigkeit verehrt. In der Gefangenschaft hält sie sich sehr gut. In Südamerika findet sich die Schauerklapperschlange (Cascavella, C. horridus Daud.), die oben auf bräunlichgrauem Grund mit dunkeln, weißgelb eingefaßten Rautenflecken gezeichnet. unten einfarbig gelblichweiß ist, die Größe der vorigen Art erreicht und ebenso gefährlich ist.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 92.
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