Knorpelgeschwulst

[190] Knorpelgeschwulst (Chondroma, Enchondroma), eine aus Knorpelgewebe bestehende krankhafte Neubildung. Die Knorpelgeschwülste wachsen langsam, erreichen im Lauf einiger Jahre nicht selten den Umfang einer Faust, selbst eines Kindskopfes, und bleiben dann meist stationär. Zuweilen zeigen diese Geschwülste freilich auch ein schnelleres, selbst rapides Wachstum und vergrößern sich, sich selbst überlassen, ins Unbegrenzte. Die K. kommt vorwiegend bei jugendlichen Individuen vor. Ihr Lieblingssitz sind die Knochen, namentlich die kurzen Röhrenknochen der Hand und des Fußes, aber auch die großen Röhrenknochen, seltener die platten, dicken und kurzen Knochen (Ekchondrome). Die im Knochen sich entwickelnden Enchondrome blähen letztern auf, durchbrechen auch die dünne Knochenhülse nicht selten, verschonen aber stets die Gelenkenden der Knochen. Sie kommen auch in mehrfacher Anzahl fast an allen Knochen des Skelettes vor, behalten aber gerade in diesem Fall meist den gutartigen Charakter. Außer an Knochen werden Enchondrome öfters beobachtet in den Speicheldrüsen, den Brustdrüsen, den Hoden und dem Eierstock. Obschon die K. meist eine gutartige Neubildung darstellt, so kennt man doch auch Fälle, und namentlich sind dies die weichen oder Gallertenchondrome, die einen bösartigen Verlauf nahmen, wo die Knorpelmasse in die Venen, die Lymphgefäßstämme überging, auf die Lymphdrüsen und selbst auf entfernte Organe, z. B. auf die Lungen, metastatisch sich verbreitete. Daher wird jedes Enchondrom, wenn es erreichbar ist und nicht als stationär angesehen werden kann, auf operativem Weg entfernt; durch medikamentöse Mittel ist es nicht zur Rückbildung zu bringen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 190.
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