Kohlenoxydvergiftung

[234] Kohlenoxydvergiftung entsteht durch Einatmen von Kohlendunst (s. Kohlenoxyd) im Zimmer oder in technischen Betrieben, von Leuchtgas (mit 5–20 Proz. und mehr Kohlenoxyd), Kraftgas, Minengas, auch der durch eine stark rußende Lampe verunreinigten Luft. Schädlich wirkt bereits ein Kohlenoxydgehalt der Luft von 0,2–0,5 pro Mille, tödlich etwa das Zehnfache. Die Symptome der K. sind sehr charakteristisch: zuerst Kopfschmerzen und Benommenheit, dann Bewußtlosigkeit, schnarchendes Atmen, scharlachrotes Gesicht, fleckige Rötung des ganzen Körpers, Sinken der Körpertemperatur. Der Tod erfolgt in der Bewußtlosigkeit. Eine Rettung des Vergifteten ist fast in jedem Stadium möglich, und zwar durch Entfernung aus der kohlenoxydhaltigen Luft, Einleitung der künstlichen Atmung und Einführung von 300–400 ccm Kochsalzlösung von 0,6 Proz. in das Gefäßsystem ohne oder nach vorhergehender Blutentziehung. Sehr zweckmäßig ist die Einatmung reinen Sauerstoffs. Die Patienten zeigen nicht selten für kürzere Zeit oder dauernd Nachkrankheiten, wie Neuralgien, Verlust der Sensibilität, Lähmungen, Ödeme, Durchliegen und Brand, Zuckerharnen, auch wohl Lungenentzündung, ferner Lähmung der Augenmuskeln und der Sprache, vor allem aber Störungen der Intelligenz, des Gedächtnisses, des Willens, Manie, Blödsinn und Gehirnerweichung. Die chronische K. ist eine immer wieder stattfindende schwache Vergiftung mit Kohlenoxyd, wie sie in allen Räumen mit schlechten Heizvorrichtungen oder leicht schadhaften Gasrohren gelegentlich vorkommt. Das Krankheitsbild ist ein sehr unbestimmtes, nämlich das des Stubenhockers. Manche behaupten, daß die chronische K. in der modernen Zeit sehr häufig sei, was aber weder bewiesen noch widerlegt werden kann. Vgl. W. Sachs, Die K. (Braunschw. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 234.
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