Komprimierte Luft

[355] Komprimierte Luft findet Anwendung als Kraftübertragungsmittel (s. Druckluftwerkzeuge, Kraftübertragung und Kompressoren), zur Ventilation von Bergwerken, Tunnel- und unterseeischen Bauten sowie bei Brücken- und Hafenbauten, bei denen durch Verdrängung des Wassers mittels der Druckluft ein Arbeitsraum unter dem Wasserspiegel hergestellt wird. Müssen die Arbeiter längere Zeit unter dem erhöhten Luftdruck (auf je 10 m Tiefe 1 Atmosphäre Überdruck) arbeiten, so erzeugt derselbe häufig Ohrenleiden, Brustbeklemmung, Verlangsamung der Atmung und des Blutumlaufes, Herzklopfen, Schwindel, Erbrechen, Abmagerung. Die Arbeit in komprimierter Luft strengt ungemein an und verursacht heftige Schmerzen in Armen und Beinen. Beim Austritt aus der komprimierten Luft tritt sehr leicht Erkältung ein, plötzlicher Wechsel kann die übelsten Folgen haben, und namentlich können aus dem Blut sich entwickelnde Gase plötzlichen Tod herbeiführen. Daher sind die Arbeiter vor dem Zulassen zu der Arbeit in komprimierter Luft ärztlich zu untersuchen, sie müssen die Diät sorgfältig regulieren (Ausschluß blähender Speisen und alkoholischer Getränke) und durch geeignete Kleidung sich vor Erkältung schützen. Der Apparat muß langsamen Übergang aus der gewöhnlichen in die k. L. und umgekehrt gestatten (bei 2,5 Atmosphären 30, bei 3 Atmosphären 40 Minuten), und die k. L. muß hinreichend stark abgekühlt werden. Endlich darf die Arbeit in komprimierter Luft nur auf kurze Zeiträume bemessen werden (bei 2 Atmosphären höchstens 6, bei 3 Atmosphären 3 Stunden), und ein höherer Druck als 3,5 Atmosphären sollte niemals angewendet werden. Vgl. Hiscox, Compressed air, its production, uses, and appliances (4. Aufl., Lond. 1905). – Über die Anwendung komprimierter Luft zu Heilzweckens. Pneumatische Kuren.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 355.
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