Kondensationswasserableiter

[361] Kondensationswasserableiter (Kondensations- oder Kondenstopf, Dampftopf, Dampfsparer, Automat, Selbstentleerer etc.), Apparate zur selbsttätigen, ohne Dampfverlust vor sich gehenden Abführung des bei der Abkühlung des Dampfes sich bildenden Kondensationswassers aus Dampfleitungen, Wasserabscheidern, den Heizmänteln, Schieber- und Ventilkasten der Dampfzylinder, Heizkörpern, Verdampf-, Koch- und Trockenapparaten, Scheidepfannen etc. Die Konstruktion der K. ist sehr verschieden. Sie bestehen im wesentlichen aus einem mit der tiefsten Stelle des zu entwässernden Dampfraumes durch eine Rohrleitung verbundenen Sammelgefäß für das Kondensationswasser und einer damit vereinigten Auslaßvorrichtung, die in Tätigkeit tritt, sobald die angesammelte Wassermenge eine bestimmte Grenze überschreitet. Als Auslaßvorrichtung dienen Ventile oder Hähne, zu deren Bewegung entweder die durch Temperaturschwankungen verursachte Längenänderung von Metallkörpern (Ausdehnungskörpern, Röhren oder Stäben) oder der Auftrieb von Schwimmern benutzt wird.

Eine Einrichtung der erstern Art besitzt der Selbstentleerer Patent Walz (ausgeführt von Walz u. Windscheid, Düsseldorf), Fig. 1. Kondensationswasser und Dampf treten durch den Stutzen a in die gleichzeitig als Sammelgefäß und als Ausdehnungskörper zur Betätigung des Auslaßventils dienende Rohrschleife b b. Solange diese zum größten Teil mit Dampf gefüllt ist, verlängert sie sich infolge der Erwärmung und biegt sich, da ihre Enden bei c c von der stets kühl bleibenden, sich nicht ausdehnenden Stange d festgehalten werden, beträchtlich nach außen durch. Dadurch wird das im untern Teil von b b eingebaute Ventil e, dessen Spindel durch das Querstück f und die (nur zum Teil sichtbaren) Stangen g mit dem obern Teil der Rohrschleife in Verbindung steht, geschlossen. Füllt sich die Rohrschleife allmählich mit Wasser, so hat die durch Temperaturabnahme bedingte Verkürzung derselben eine erhebliche Verminderung der Ausbiegung zur Folge, so daß das Ventil e geöffnet und das Wasser bei h durch den Dampfdruck ausgetrieben wird.

Fig. 1. Kondensationswasserableiter: Selbstentleerer Patent Walz.
Fig. 1. Kondensationswasserableiter: Selbstentleerer Patent Walz.

Zur Vermeidung von Dampfverlust wird das Ventil e so eingestellt, daß es sich stets schließt, bevor alles Wasser ausgetreten ist.

Die K. der zweiten Art besitzen entweder geschlossene (meist kugel- oder linsenförmige) oder offene (topfförmige) Schwimmer. Bei Apparaten mit geschlossenem Schwimmer bewirkt der Auftrieb das Öffnen, bei solchen mit offenem Schwimmer meist das Schließen, seltener das Öffnen des Auslaßorgans. Fig. 2 (S. 362) zeigt einen K. mit geschlossenem Schwimmer von Dreyer, Rosenkranz u. Droop, Hannover. Kondenswasser und Dampf treten durch den Stutzen E in das Gefäß G. Sobald sich eine bestimmte Wassermenge angesammelt hat, wird der Schwimmer S gehoben und von demselben durch Vermittelung des um T drehbaren Hebels H das Ventil K zum Austritt des Wassers aus A geöffnet. Bei dem nun folgenden Sinken des Wasserspiegels im Gefäß G schließt der Schwimmer das Ventil wieder, bevor Dampf austreten kann. Mittels der Vorrichtung L M N kann der Schwimmer von außen gehoben und dadurch das Ventil geöffnet werden, um den Apparat zu entleeren. K. mit geschlossenem Schwimmer finden meist nur bei niedrigem und mittlerm Dampfdruck Verwendung, da sich geschlossene Schwimmer gegenüber höherm Dampfdruck bei genügender Leichtigkeit nur schwer dicht und widerstandsfähig genug herstellen lassen. Ein K. mit offenem Schwimmer (Schwimmtopf) ist der von Klein, Schanzlin u. Becker, Frankenthal, Fig. 3. Der Schwimmer a wird von dem bei b in das Gefäß c eintretenden Kondenswasser so lange nach[361] aufwärts getrieben und hält das mit ihm verbundene Doppelventil d e geschlossen, bis durch die Löcher im obern Rande des Schwimmers eine bestimmte Menge Wasser in dessen Innenraum übergeflossen ist. Infolge dieser Gewichtsvermehrung, bez. Auftriebsverminderung kommt der Schwimmer zum Sinken und öffnet zunächst das kleine, innere Ventil d.

Fig. 2. Kondensationswasserableiter mit geschlossenem Schwimmer. (D. = Dampf, W. = Wasser.)
Fig. 2. Kondensationswasserableiter mit geschlossenem Schwimmer. (D. = Dampf, W. = Wasser.)

Durch das alsdann eintretende raschere Niederfallen des Schwimmers infolge verstärkten Wasserzutritts in sein Inneres wird auch das große Ventil e geöffnet und das im Schwimmer befindliche Wasser nun durch das Rohr f und den Kanal g vom Dampf hinausgedrückt. Das Doppelventil schließt sich wieder beim Aufsteigen des sich entleerenden Schwimmers, bevor das untere Ende von f aus dem Wasser auftaucht und Dampf entweichen kann.

Fig. 3. Kondensationswasserableiter mit offenem Schwimmer.
Fig. 3. Kondensationswasserableiter mit offenem Schwimmer.

Das Ventil h kann zur raschen Abführung großer Wassermengen oder zur Entlüftung benutzt werden. Über Kondensationswasserrückleiter s. Dampfkesselspeiseapparate.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 361-362.
Lizenz:
Faksimiles:
361 | 362
Kategorien:

Buchempfehlung

Ebner-Eschenbach, Marie von

Der Vorzugsschüler / Der Herr Hofrat. Zwei Erzählungen

Der Vorzugsschüler / Der Herr Hofrat. Zwei Erzählungen

Zwei späte Novellen der Autorin, die feststellte: »Eine gescheite Frau hat Millionen geborener Feinde: alle dummen Männer.«

72 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon