Windscheid

[670] Windscheid, Bernhard Joseph Hubert, ausgezeichneter Pandektist, geb. 26. Juni 1817 in Düsseldorf, gest. 26. Okt. 1892 in Leipzig, promovierte in Bonn mit der Dissertation »De valida mulierum intercessione« (Bonn 1838) und habilitierte sich daselbst 1840. 1847 zum außerordentlichen Professor ernannt, ging er noch in demselben Jahre als ordentlicher Professor nach Basel, 1852 in gleicher Eigenschaft nach Greifswald, 1857 nach München, 1871 folgte er, einer Berufung auf den durch v. Vangerows Tod erledigten Lehrstuhl des Pandektenrechts in Heidelberg, endlich 1874 einem Ruf an die Universität Leipzig, wo er 1880 nach v. Wächters Tod Ordinarius der Juristenfakultät wurde. 1874 ernannte ihn der Bundesrat zum Mitgliede der (ersten) Kommission zur Ausarbeitung des Bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich, an deren Arbeiten er 1879–83 hervorragenden Anteil nahm; doch legte er in genanntem Jahre diese Stellung nieder, um sich wieder seiner akademischen Lehrtätigkeit zu widmen. Sein Hauptwerk ist das durch Geist und Gründlichkeit sowie durch klare deutsche Sprache gleich ausgezeichnete »Lehrbuch des Pandektenrechts« (Düsseld. 1862–70, 3 Bde.; 8. Aufl. unter vergleichender Darstellung des deutschen bürgerlichen Rechts bearbeitet von Kipp, Frankf. a. M. 1900; 9. Aufl. 1906; Repertorium dazu, 2. Aufl., das. 1882). Außerdem schrieb er: »Zur Lehre des Code Napoléon von der Ungültigkeit der Rechtsgeschäfte« (Düsseld. 1847); »Die Lehre des römischen Rechts von der Voraussetzung« (das. 1850); »Die Wirkung der erfüllten Bedingung« (Basel 1851); »Die Actio des römischen Zivilrechts vom Standpunkte des heutigen Rechts« (Düsseld. 1856) und »Die Actio. Abwehr gegen Th. Muther« (das. 1857); »Wille und Willenserklärung« (Leipz. 1878); »Zwei Fragen aus der Lehre von der Verpflichtung wegen ungerechtfertigter Bereicherung« (das. 1878); »Karl Georg v. Wächter« (das. 1880); »Die indirekte Vermögensleistung« (in der Festgabe für O. Müller, das. 1892). Seine »Gesammelten Reden und Abhandlungen« gab Oertmann heraus (Leipz. 1904). Vgl. Eck, Zur Feier des Gedächtnisses an Bernhard W. und R. v. Ihering (Berl. 1893); J. E. Kuntze, Ihering, W., Brinz (Leipz. 1893); Rümelin, Bernh. W. und sein Einfluß auf Privatrecht etc. (Tübing. 1907). – Seine Tochter Käthe, geb. 28. Aug. 1859 in München, erlangte 1894 in Heidelberg den philosophischen Doktorgrad und leitet seitdem die vom Allgemeinen Deutschen Frauenverein begründeten Gymnasialkurse für Mädchen in Leipzig; schrieb: »Die englische Hirtendichtung von 1579–1625« (Halle 1895), »Das Gymnasialwesen für Mädchen« (in Wychgrams »Handbuch des höhern Mädchenschulwesens«, Leipz. 1897) u. a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 670.
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