Kosmas

[526] Kosmas, 1) Indikopleustes (d. h. »Indienfahrer«), aus Alexandria, bereiste als Kaufmann im 6. Jahrh. n. Chr. Arabien und Ostafrika und verfaßte später als Mönch in einem Sinaikloster in griechischer Sprache eine »Christliche Topographie«, abenteuerlich als Versuch einer mit der Heiligen Schrift im Einklang stehenden physikalischen Geographie, aber wertvoll durch die auf seinen Reisen gesammelten Nachrichten, namentlich über die alten Beziehungen des römischen Reiches zu Ägypten, Indien und China (hrsg. von Migne in der »Patrologia graeca«, Bd. 88, Par. 1860).[526] 2) K. von Prag, böhm. Chronist, geboren kurz aach 1040, von polnischer Abkunft, zu Prag und Lüttich gebildet, diente in Prag mehreren Bischöfen als Sekretär und Geschäftsführer, begleitete sie auf Reisen ins Reich und nach Italien und starb als Dekan der Prager Kirche 21. Okt. 1125. Er behandelte in seinem »Chronicon Bohemorum« sowohl die allgemeine als die böhmische Geschichte bis 1125, teils nach ältern Chroniken und mündlichen Traditionen, teils von der Mitte des 12. Jahrh. ab nach eigner Erfahrung. Wortreich und breit, aber wohlwollend und wahrheitsliebend, wenn auch nicht ohne Parteilichkeit für die Prager Bischöfe und Abneigung gegen die Deutschen, erwarb er sich damit den Ehrennamen eines Vaters der böhmischen Geschichte. Das »Chronicon Bohemorum«, zuerst 1602 gedruckt, wurde herausgegeben von Köpke (in Pertz' »Monumenta Germaniae historica«, Bd. 9, Hannov. 1846) und in den »Fontes rerum bohemicarum«, Bd. 2 (Prag 1874), ins Deutsche übersetzt von Grandaur (Leipz. 1885, mit Fortsetzungen; 2. Ausg. von Wattenbach 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 526-527.
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